Die Einführung der Krisendienste wurde mit dem Bayerischen Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz (PsychKHG), das im August 2018 in Kraft getreten ist, beschlossen. Darin wurden die sieben Bezirke mit dem bayernweiten Ausbau von Krisendiensten beauftragt.
Für den Präsidenten des Bayerischen Bezirketags, Franz Löffler, ist das eine wegweisende Ergänzung in der psychiatrischen Versorgungslandschaft:
„Krisen gehören zum Leben dazu und können jederzeit jeden treffen. Mit den Krisendiensten Bayern sollen Betroffene frühzeitig die Hilfe bekommen, die sie in dem jeweiligen Moment brauchen. Wir bieten damit eine Art ‚Erste Hilfe in seelischen Notlagen‘. Denn durch eine frühe Intervention lässt sich oft eine weitere Zuspitzung vermeiden und verhindern, dass aus einer Krise eine längere Krankheit wird.“
Flächendeckendes Angebot zur Soforthilfe
Bisher gibt es Krisendienste nur in einzelnen Städten und Regionen Deutschlands. Mit den Krisendiensten Bayern steht erstmalig ein flächendeckendes Angebot zur Soforthilfe bei psychischen und psychiatrischen Notfällen in einem Bundesland zur Verfügung.
Die Krisendienste Bayern sind ein Netzwerk aus sieben eigenständigen regionalen Krisendiensten. Das Beratungs- und Hilfeangebot ist dabei in allen Bezirken gleich. Die Krisendienste bestehen aus jeweils einer Leitstelle, die mit Fachkräften besetzt ist.
Dort erhalten Betroffene sowie Angehörige und Bezugspersonen telefonische Krisenhilfe. Wenn die telefonische Beratung nicht ausreicht, hilft das Fachpersonal in der Leitstelle den Betroffenen bei der Vermittlung in das medizinische und psychosoziale Versorgungssystem vor Ort, beispielsweise an eine psychiatrische Praxis, den Sozialpsychiatrischen Dienst oder an die Akutstation einer psychiatrischen Klinik – je nach Bedarf.
In besonders dringenden Fällen kommen mobile Teams zum Einsatz, die die Anrufenden vor Ort aufsuchen. Diese mobilen Vor-Ort-Einsätze werden von den Fachdiensten der Freien Wohlfahrtspflege und privater Anbieter durchgeführt.
Unterstützung von vielen Seiten
Dass die Krisendienste nun endlich an den Start gehen können, ist ein großer Erfolg für die Bezirke und alle beteiligten Kooperationspartner.
„Die Krisendienste Bayern leben vom Engagement der beteiligten Akteurinnen und Akteure. Nur mit der tatkräftigen Unterstützung der Betroffenen, der Wohlfahrtsverbände und anderer Anbieter sozialer Dienste, der Politik sowie der Mobilfunkanbieter können wir dieses Projekt stemmen. Das erfüllt mich durchaus mit einem gewissen Stolz“, so Bezirketagspräsident Löffler.
Insgesamt mussten fünf Leitstellen neu aufgebaut werden, da es in den Bezirken Mittelfranken und Oberbayern bereits Krisendienste gab.
Die Kosten trägt der Freistaat
Die Kosten für die sieben Leitstellen trägt der Freistaat Bayern. Im aktuellen Doppelhaushalt wurden dafür insgesamt über 18 Millionen Euro vorgesehen. Die Finanzierung der mobilen Einsatzteams und aller sonstigen Kosten, wie zum Beispiel für den Aufbau von Netzwerken, in mindestens der gleichen Höhe wird von den Bezirken geschultert.
„Mittelfristig wäre es allerdings wünschenswert“, so Verbandspräsident Franz Löffler, „wenn der Bundesgesetzgeber die Voraussetzungen dafür schaffen würde, dass Krankenkassen an der Finanzierung mitbeteiligt werden können. Denn durch eine frühe Intervention können Krankenhausaufenthalte verhindert und dadurch Kosten eingespart werden.“
Die Weichen für die Krisendienste Bayern sind nun aber erst einmal gestellt. Für Verbandspräsident Franz Löffler ist der Startschuss ein besonderer Anlass zur Freude: „Wir haben viel Arbeit und Kraft in den Aufbau der Krisendienste Bayern investiert. Ich freue mich, dass wir endlich loslegen können und hoffe, dass dieses Angebot in allen bayerischen Bezirken gut angenommen wird“, so Bezirketagspräsident Löffler.
Informationen: www.krisendienste.bayern
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