Aus den Kommunenzurück

(GZ-19-2019)
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► Servicestelle Kommunen in der Einen Welt:

 

Neumarkt ist „Hauptstadt des Fairen Handels“

Kongress der Ideen und Taten in Köln

Beim bislang größten interaktiven Kongress für den Fairen Handel trafen sich in Köln 1.000 Speaker und internationale Gäste aus Zivilgesellschaft, Kommunalverwaltung und Wissenschaft, Startup-Gründer, Schul- und Studierendengruppen zum „Kongress der Ideen und Taten“. Veranstalter waren TransFair und Engagement Global mit ihrer Servicestelle Kommunen in der Einen Welt im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Global denken und lokal handeln sind für Michael Marwede von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt entscheidend: „Globale Verantwortung und die Umsetzung der Agenda 2030 gelingt – oder scheitert – in Kommunen“, stellte Marwede fest. „Mit dem, was durch die Fair-Handels-Bewegung insbesondere auch in Kommunen erreicht wurde, ist ein richtiger und solider Weg beschritten.

Ich wünsche mir, dass die Teilnehmenden am Kongress, mit einem Füllhorn an Möglichkeiten und Kontakten für ihre Aktivitäten im Fairen Handel zurückfahren und besonders stark motiviert sind, noch mutiger vor Ort zu sein!“

Gesellschaft denkt um

Gesellschaftliches Umdenken sei dringend nötig, gab Wirtschaftsökonom Niko Paech auf dem Kongress zu bedenken: „Die Menschen waren nie reicher, freier, gebildeter und gaben sich problembewusster – während sie zugleich nie ökologisch verantwortungsloser lebten.“ Paech forderte einen Wandel, weg vom Wachstumsparadigma, hin zu bewusstem, fairem Konsum mit Rücksicht auf die endlichen Ressourcen unseres Planeten.

In einer Vielfalt interaktiver Sessions wie Coachings, Speed Datings und Kreativ-Werkstätten diskutierten die Teilnehmenden mögliche Wege dorthin und entwickelten Aktivitäten für Klimafairness und bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Schulgruppen trafen auf Start-up-Gründerinnen und -Gründer, engagierte Akteure aus Kommunalverwaltung und Zivilgesellschaft vernetzten sich untereinander für globale Gerechtigkeit auf lokaler Ebene und Kaffeebäuerinnen aus Honduras und Ruanda tauschten sich mit Gästen aus Wissenschaft und Wirtschaft aus.

Ein Grund zum Feiern

Neben Diskussion und Austausch bot der Kongress auch den idealen Rahmen zum Feiern: Zur „Hauptstadt des Fairen Handels“ wurde Neumarkt in der Oberpfalz gekürt und konnte sich gegen 99 Kommunen und Städte durchsetzen. Damit gewann zum ersten Mal eine Kommune aus Bayern den Titel.

Freude auch in Nürnberg: Die Norisstadt belegte den dritten Platz und rangierte damit hinter den Städten Bad Säckingen und Münster, die beide auf Platz 2 kamen. Für den Schirmherrn des Wettbewerbs, Bundesentwicklungsminister Gerd Müller, überreichte sein Abteilungsleiter Dr. Bernhard Felmberg die Preise.

Zum zweiten Mal nach 2009 und der damaligen Siegerstadt Marburg gewann mit Neumarkt eine Mittelstadt. Dass auch solche Kommunen mit einer Einwohnerzahl von 20.000 bis 100.000 viel bewegen können, zeigt Neumarkt eindrücklich: Die Stadt überzeugte die Jury unter anderem mit ihrem starken und breit aufgestellten gesellschaftspolitischen Engagement und der festen, strategischen Verankerung des Gedankens des Fairen Handels in der bayerischen Kommune. Als preiswürdig erachtete die Jury auch die tiefe, regionale wie thematische Vernetzung der Kommune mit anderen Akteuren.

Ausgezeichnet wurden zudem die Kontinuität der Arbeit und die Vielfältigkeit der eingereichten Projekte, darunter etwa die Vergabe von Mikrokrediten in den Globalen Süden durch Neumarkt selbst. Die sehr gute Qualität der Projekte hält mühelos den Vergleich mit größeren Kommunen stand. Außergewöhnlich gelungen ist auch die Verbindung der Idee des Fairen Handels mit anderen Querschnittsthemen wie Klima und Umwelt, so die Jury, die heuer aus zehn Experten aus dem Bereich Fairer Handel und kommunale Beschaffung bestand. Nürnberg wiederum ist vielen als Stadt der Menschenrechte und der Spielzeugmesse bekannt. Ihre Bewerbung fasste beide Aspekte zusammen, vor allem in Form der Fair-Toys-Foundation und des Nürnberger Fair Toys Bündnisses.

Netzwerk ist das A und O

In der Laudatio hieß es: „Daneben registrierte die Jury die sehr gute regionale Vernetzung, ein breites Themenspektrum mit Projekten zu Gold oder Milch, innovative Ansätze, gute Strukturen vor Ort und eine prominente Verortung des Themas fairer Handel und faire Beschaffung im Rathaus und in der Stadtspitze bei Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly.“

„Wir können uns über diesen Erfolg sehr freuen, nehmen ihn aber sicher auch als Ansporn, um den Gedanken des fairen Handels noch weiter zu verbreiten“, betonte Dr. Peter Pluschke, Referent für Umwelt und Gesundheit der Stadt Nürnberg. Dann werde bestimmt auch einmal der erste Preis zu gewinnen sein, zeigte sich Pluschke zuversichtlich.

DK

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