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(GZ-7-2017)
Neues von Sabrina
 
Information ist alles

Gestern hat mein Chef gesagt...

„Na Leute, haben denn wenigstens wir einen richtig heißen Scheiß zu bieten?“ Mein Chef, der Bürgermeister, amüsierte sich köstlich über unsere dummen Gesichter, als er uns diesen flapsigen Spruch entgegenschleuderte..

Er bezog sich natürlich auf den verbalen Stoßseufzer einer ansonsten eher betulichen Politikerin, die nach dem suboptimalen Abschneiden ihrer Partei bei der Saarlandwahl das allgemein als dröge wahrgenommene Programm ihrer Partei mit den Worten zusammenfasste, die Themen der Partei würden „nicht als der heiße Scheiß der Republik“ wahrgenommen. Damit ist ihr wenigstens eines gelungen: Sie wurde wahrgenommen. Diese Anleihe bei der Jugendsprache oder was man als Ü40 so für Jugendsprache hält, wurde praktisch überall gesendet, abgedruckt und war natürlich auch ein gefundenes Fressen für Kabarettisten. Merke: Wenn man mit den Inhalten keinen Hund hinter dem Ofen hervor bzw. keinen Wähler an die Urne locken kann, dann muss man halt verbal zu überraschen wissen.

Natürlich wollte der Bürgermeister wissen, was wir in dieser Woche der Öffentlichkeit als neue Initiative des Rathauses vorstellen wollen. Tatsächlich haben wir was. Zwar kein klassischer hot burner, der den Blätterwald wird rauschen lassen, aber für uns doch ganz wichtig: Das neue Baustellen Informationssystem, kurz BIS.

Denn im Frühjahr sprießen sie ja wieder aus dem Boden wie die Osterglocken: Baustellen aller Art. Wohin man auch blickt, man erkennt, die Republik hat wieder Geld. Keine paar Kilometer kann man auf einer Autobahn oder Landstraße fahren, schon wird da eine Brücke saniert oder neu gebaut. Fahrbahnen werden verschwenkt und Straßenbelege abgefräst, dass es nur so seine Art hat. Kaum hat man eine Baustelle hinter sich und gibt wieder so richtig Gas, kommt schon die Vorankündigung zur nächsten. Viel Spaß im Urlaubsverkehr.

Aber auch in den Städten wird gebaut wie entfesselt. Wurde in vielen Fällen ja auch Zeit, dass die Infrastruktur, vor allem auch die unter den Straßen und Gehwegen, vom Abwasserkanal über die Fernwärmeleitung bis hin zum Internetkabel, mal gründlich auf Vordermann gebracht wird.

Und mal ganz ehrlich: Im Vergleich zu früher ist doch das Baustellenmanagement – jedenfalls nach meinem subjektiven Empfinden – viel besser geworden. Die Bauzeiten wurden kürzer, die Umleitungen bzw. Umfahrungen werden stauärmer organisiert, die Betroffenen besser informiert. Dennoch machen Baustellen Ärger. Da kann man noch so viele Schilder aufstellen „Wir bauen für Sie, bitte haben Sie Verständnis“, irgendwas ist immer. Manchen platzt halt der Kragen, wenn er im unvermeidlichen Stau steht, andere werden zermürbt durch den ebenso unvermeidlichen Lärm. Einige Fragen stellt man sich ja selber, etwa, wenn eine Straße in der Stadt neun Monate gesperrt bleibt oder wenn man tagelang keine Baufortschritte registrieren kann.

Das Meiste lässt sich gut und kurz erklären, etwa Baueinstellungen wegen archäologischer Funde oder Unterbrechungen, weil sich schlicht ein Fundament setzen muss. Auch die Abfolge von Arbeiten an Kanalisation, Fernwärme und Telekommunikationsleitungen unter derselben Straße und die damit lange Bauzeit kann man einsichtig darstellen. Deshalb werden wir unser BIS in Betrieb nehmen, damit während der Bauzeit die Bürger alle wesentlichen Informationen zu „ihren“ Baustellen jederzeit online abrufen und konkrete Fragen ans Bauamt stellen können.

Mein Chef, der Bürgermeister, ist zufrieden: Information ist alles! Aber man kann bei den heutigen Planungsvorläufen und den ewigen Einwänden ja schon mal froh sein, wenn überhaupt gebaut werden kann. Zur Aufmunterung twittere ich dem Chef einen Satz des charmanten Talkers Alfred Biolek: „Baulärm war früher Krach, heute nennt man ihn Wachstumsmusik.“

Ihre Sabrina

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