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(GZ-15/16-2019)
Neues von Sabrina
 

Festspiel- und Festival-Land Bayern

Gestern hat mein Chef gesagt...

Warum denn in die Ferne schweifen und dabei CO2 produzieren? Im Land der Festspiele und Festivals zeigt Bayern nach Ansicht des Bürgermeisters seine regionalen Traditionen. Das Engagement der Bevölkerung ist nicht durch Kommerz zu ersetzen.

„Wie bin ich froh, kein A-Promi zu sein. So ist mir auf ewig die Premiere auf dem grünen Hügel verschlossen und die damit verbundene Qual.“ Mein Chef, der Bürgermeister, kokettierte mal wieder mit seiner nur auf das Städtchen und die Region beschränkten Prominenz, obwohl er sich – ganz unter uns – eine Einladung zur Premiere der Richard-Wagner-Festspiele tatsächlich gut vorstellen könnte.

Obwohl, wenn man die Berichte liest oder die Fernsehbilder sieht, möchte man Ende Juli lieber wer weiß wo anders sein, als im Festspielhaus in Bayreuth. Sengende Sonne, zwischen 35 und 40 Grad, Abendgarderobe, Smoking (gut, wer seine politische Zukunft in der Vergangenheit hatte, kann auch mal auf die Fliege verzichten), unbequeme, enge Bestuhlung, keine Klimaanlage und eine endlos lange Oper. Was sich wie eine ausgeklügelte Folter anhört, ist in Wahrheit alljährlich der inoffizielle Höhepunkt des Festspielsommers in Bayern.

Die Wagner-Festspiele sind sozusagen die Walhall der Festivals in Bayern, die den Hauch von Exklusivität und Distinktion verspüren lassen, die Festspiele wohl ursprünglich in sich tragen sollten. Ein besonderes Kulturerlebnis für die Besonderen.

Das ist natürlich längst auch in Bayreuth anders, ebenso wie bei den anderen großen Opernfestspielen im Süden, in München. Dort wird mit Hingabe das zeitgenössische Musiktheater gepflegt und die Hochkultur ist durch eine ganze Reihe Veranstaltungen rund um die Opernfestspiele längst für Leute wie Du und ich demokratisiert. Allein „Oper für alle“ auf dem Max-Josephs-Platz hatte zu den besten Zeiten 12.000 Zuschauer!

Überhaupt ist Bayern das Festspiel- und Festival-Land in Deutschland. Wer sich mal auf die Internetseite des Bayerischen Kunstministeriums verirrt und dort den Festspielkalender für Bayern von den Ansbacher Rokoko-Festspielen bis zu den Wurzer Sommerkonzerten durchscrollt, der sieht, dass der Freistaat jedes Jahr für jeden Geschmack und in jeder Region abwechslungsreiche, spannende und hochklassige kulturelle Schmankerl anzubieten hat.

Ob im fürstlichen Rahmen wie in Regensburg, am Flussufer wie in Würzburg, in einem dörflichen Theaterbau wie in Kiefersfelden oder auf einem Gutshof wie im Chiemgau – es gibt fast keine Location, die zu ausgefallen, zu schwierig herzurichten oder zu unwegsam zu erreichen wäre, um der Freude am Theater, der Musik, der Literatur oder der Poesie Grenzen zu setzen.

Natürlich schaut man als Stadt ohne große Festspieltradition auch neidisch auf Memmingen mit dem Fischertag, Mindelheim mit dem Frundsbergfest, Oberammergau mit der Passion oder Landshut mit der Hochzeit. Aber das zeigt auch, dass die große Anzahl der Feste, Festivals und Festspiele in Bayern nicht in erster Linie dem Tourismus und dem Kommerz zu verdanken ist, sondern dass dahinter fast immer viel örtliches Engagement, eine langjährige Tradition und große Anteilnahme der Bevölkerung steht.

Schließlich war es ja auch für Bayreuth ein Glücksfall, dass Wagner sich – Münchens überdrüssig – in die verträumte ehemalige Residenzstadt verliebte und dort die Weihestätte für seinen künstlerischen Nachruhm entstehen sehen wollte. Leider war unserer Stadt eine solche Erweckung bisher nicht vergönnt, aber wer weiß, was das Schicksal noch bereit hält?

Mein Chef, der Bürgermeister, jedenfalls hat sich vorgenommen, in der kommenden ruhigen Urlaubszeit mal nicht in fremde Gefilde zu entfliehen, sondern eine Tour durch Bayern zu machen und dabei auch das eine oder andere Festival zu besuchen. Karten hat er schon, denn die Aufführungen sind in der Regel beliebt. Ob er Anregungen für unsere Stadt mitbringen wird? Jedenfalls wünsche ich ihm schöne Ferien und hoffe, dass er die Kulturreise ganz im Sinne Paul Klees genießen kann: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“

Ihre Sabrina

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