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(GZ-6-2016)
Neues von Sabrina
 
Hoffnung statt Furcht

Gestern hat mein Chef gesagt...

„Oh wie wunderbar, Ostern steht wieder vor der Tür. Die Natur erwacht und die Seele wird runderneuert.“ Mein Chef, der Bürgermeister, stand am offenen Fenster seines Büros und sog die frische Frühlingsluft buchstäblich in vollen Zügen ein.

Ja, Ostern ist wie eine Metapher auf die gegenwärtige Weltlage und die Wechselbäder, in denen man steckt, wenn man Nachrichten schaut oder die Zeitungen liest. Scheinbar aus jedem Absatz, jeder Zeile, schlägt einem Trauer, Verzweiflung und Schrecken entgegen. Schauen wir bloß nach Istanbul, als das alte Konstantinopel eine der schönsten Städte der Welt. Wie mag es sich anfühlen, wenn man frohgemut dort ein paar Tage verbringen will und dann kommt über Twitter die Warnung des Auswärtigen Amtes, man solle im Hotelzimmer bleiben. Kaum dass einem der Gedanke in den Kopf gekommen ist, da machten wieder ein paar übervorsichtige Bürokraten einen auf Panik, kommt schon die Nachricht von einem schweren Attentat auf der Haupteinkaufsstraße. Tunesien, Ägypten, jetzt auch an der Elfenbeinküste - kaum gibt es noch ein Land, das nicht mit Terror überzogen wird. In Brüssel werden mehrere Stadtteile aufgrund von Terrorrazzien mehr oder weniger zu Sperrgebieten und dann stellt sich heraus, dass einer der Hauptdrahtzieher der November-Terrornacht in Paris selenruhig durch halb Europa getingelt ist und unter anderem in Ulm seine Dschihadistenkollegen aufgesammelt hat.

Dieser Tage ist viel von Angst die Rede. Noch mehr wohl von Furcht, ihrer kleinen Schwester, die keine konkrete Bedrohung kennt, sondern sich vor einer diffusen Unsicherheit schreckt. Furcht vor Überfremdung oder Kontrollverlust soll die AfD auf demoskopische Höhen und in drei Landesparlamente geschwemmt haben. Furcht vor Neuem und Frustration über schnelle Veränderungen, die die Menschen nicht mitnehmen, lassen in den USA Figuren wie Donald Trump oder Bernie Sanders groß werden, bescheren dem Front National in Frankreich Wahlsiege, stürzen in Portugal, Spanien und Irland erfolgreiche Regierungen. Aber ist Angst, ist Furcht ein guter Ratgeber? Weder in der Politik, noch im privaten Leben.

Leben können wir auf Dauer weder in Furcht noch inder Erwartung, dass Schlimmes geschehen wird. Leben können wir nur in der Hoffnung und in der Erkenntnis, dass wir durch unser Verhalten mitbeeinflussen, in welche Richtung die Entwicklung geht.

Kurzum: Unsere Welt braucht das Ostererlebnis. Aus dem Verrat, der Falschheit, der Verzweiflung, der Not und der Hoffnungslosigkeit, die das Geschehen der Karwoche kennzeichnen, wird Hoffnung, Erlösung, Freude und Zuversicht, die den Kern der Osterbotschaft bilden. In der Ostergeschichte überwindet Jesus den Tod und verheißt den Menschen das ewige Leben.

Ostern zeigt, dass es immer einen Wendepunkt gibt, der vom Dunkeln ins Licht führt. Diese Erfahrung ist so alt wie die Menschheit selber. Sie wurzelt in der Beobachtung, dass Tag auf Nacht folgt, Frühling auf Winter. Die ältesten überlieferten Geschichten berichten über den Sieg des Guten über das Böse. Hoffnung ist dem Menschen viel tiefer in die DNA eingegraben als Verzweiflung, Mutlosigkeit und Fatalismus. Wir müssen uns nur von Zeit zu Zeit daran erinnern, dass auch die Hoffnung eine Schwester hat: Die Tat. Wir können und müssen selber etwas tun, unseren Beitrag leisten, damit auch in unserer Zeit sich die uralte Menschheitserfahrung bestätigt, dass das Leben über die Kräfte der Zerstörung siegt.

Mein Chef, der Bürgermeister, ist jedenfalls der Meinung, dass eine Menschheit, der eine so wunderbare Religion wie das Christentum geschenkt wurde, allen Anlass hat, hoffnungsfroh und optimistisch zu sein. Dazu maile ich dem Chef ein Zitat von Ernst Hauschka: „Ostern ist die große Antwort Gottes auf die Frage des Menschen nach dem Sinn seines kleinen Lebens.“

Ich wünsche den Leserinnen und Lesern ein gesegnetes Osterfest.

Ihre Sabrina

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