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(GZ-15/16-2018)
Neues von Sabrina
 

Wie wär‘s mit hitzefrei!

Gestern hat mein Chef gesagt...

36 Grad und es wird noch heißer...“ Mein Chef, der Bürgermeister, trällerte einen Song von 2raumwohnung vor sich hin, dessen Refrain wie für den Sommer 2018 geschrieben erscheint.

Auch eine andere Textzeile des melancholisch-groovigen Lieds passt auf die Situation heuer wie die Eiskugel in die Waffel: „36 Grad – kein Ventilator“. Respektive Ventilatoren haben wir schon, die helfen nur nix bei der Hitz. Ewig wird nur die warme Luft umgewälzt, aber der kühlende Effekt will sich nicht einstellen. Und so kann ich jedenfalls nicht unterschreiben, was 2raumwohnung weiter textet: „Das Leben kommt mir gar nicht hart vor“.

Doch definitiv: Dieser Sommer im Büro ist hart. Auch wenn mein Sommerkleid nur knapp vor der Grenze zur Bademode Halt macht, Krawatten bei den Männern nur ferne Erinnerung an kältere Tage sind und der erste schon ohne Socken in den Schuhen gesehen wurde – unsere Büros sind nicht für die Hitze gemacht.

Damit meine ich im Übrigen nicht nur, dass in den wenigsten Büros der öffentlichen Verwaltung Klimaanlagen eingebaut sind. Vor allem haben wir nicht den richtigen Rhythmus für Büroarbeit bei heißen Temperaturen. So wäre es etwa vernünftig, früher anzufangen und dafür auch früher aufzuhören. Stattdessen wird erwartet, dass die einzelnen Arbeitsplätze immer gleich lange erreichbar sind – winters wie sommers. Wir haben auch nicht den Schneid, den Spaniern zu folgen und eine längere Ruhepause am Mittag einzulegen. Stattdessen nur eine halbe Stunde, schön den Magen in der Kantine vollgeschlagen und weiter geht’s. Kein Wunder, dass wir noch fertiger und noch kaputter nach Hause kommen, als schon zu normalen Zeiten.

Meiner Meinung nach müssen sich die Personalstellen mit Arbeitsmedizinern kurzschließen, um eine Strategie im Umgang mit steigenden Temperaturen, längeren Wärmeperioden und ausgesprochenen Hitzewellen zu entwickeln. Denn ob es sich um den berüchtigten menschengemachten Klimawandel handelt oder ob sich die Erde nur wieder den Klimaverhältnissen früherer Zeiten annähert: Es wird einfach immer heißer.

Dieses Jahr hat es die ganze nördliche Halbkugel erwischt, samt Waldbränden am schwedischen Polarkreis und tauen des Permafrostes in Sibirien. In anderen Bereichen werden schon weitsichtig Konsequenzen gezogen. So wird die Europäische Union wohl eine Flotte von Löschflugzeugen zur großflächigen Brandbekämpfung anschaffen, da kein Land in Europa mehr vor riesigen Waldbränden sicher ist, auch Deutschland nicht, das bisher nur mit ein paar wackligen Hubschraubern mit überdimensionalen Wassereimern aufwarten kann.

Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass es mehr Jahre mit extremer Dürre geben wird, aber auch mehr Jahre mit ungewöhnlich viel Niederschlag. Wir werden Jahre mit Wasserknappheit sehen und denjenigen nachträglich auf die Schulter klopfen, die uns frühzeitig das Wassersparen beigebracht haben. Wir werden Weißwein aus Schlesien trinken und uns an dem kräftigen Roten laben, der künftig in Franken und der Pfalz wachsen wird.

Mein Chef, der Bürgermeister, schaut mich etwas amüsiert, aber auch nachdenklich an. Kann man bloß wegen einer Hitzewelle in einem Jahr solche Prognosen abgeben? Hatten wir nicht auch 1994 und 1995, 2003 und 2006 tolle Sommer? Aber vor 1983 wurden noch nie über 40 Grad an einem Ort in Deutschland gemessen und seither gehen die Durchschnittstemperaturen nach oben. Ob es sich nicht doch lohnt, nach Anpassungsstrategien zu suchen? Der Chef ordnet jedenfalls an, dass jeder, der will, das Rathaus ab 14 Uhr räumen darf, um das Büro mit dem Badesee zu tauschen. Denn er kennt und schätzt die Sentenz von Ingeborg Bachmann: „Nichts Schöneres unter der Sonne, als unter der Sonne zu sein“.

Ihre Sabrina

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