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(GZ-7-2018)
Neues von Sabrina
 

Fahrverbote: Hysterie ist fehl am Platz

Gestern hat mein Chef gesagt...

„Liebe Sabrina, ich bin schon tot. Man mag es mir nicht ansehen, aber allein die Risiken und Gefahren für die Menschen in Deutschland, die seit Jahresanfang beschworen wurden, habe ich bisher alle bis zur Neige ausgekostet. Statistisch darf es mich gar nicht mehr geben.“ Mein Chef, der Bürgermeister, hielt mir einen Zeitungsartikel im Zusammenhang mit den Diesel-Fahrverboten hin, in dem behauptet wird, jährlich sterben in Deutschland 10.000 Menschen an schlechter Luft in den Städten.

Dazu muss man wissen, dass der Bürgermeister in den 160er Jahren geboren wurde und bis zu seinem Auszug mit seinen Eltern in einer Wohnung an einer sehr belebten Straße in einer Großstadt wohnte. Wohlgemerkt: Kein bleifreies Benzin, keine Katalysatoren, keine Dieselfilter, Lastwagen, die bei einmal Zwischengas mehr Dreck ausstießen als heute ein Diesel-Pkw auf der Fahrt zwischen Kiel und Marseille, dazu die ewigen Zweitakter. Und heute sollen die Menschen wie die Fliegen sterben, nur weil an einigen Tagen an einigen Messstellen quasi auf Auspuffhöhe die Grenzwerte überschritten sind?

Zugegeben, diese Erwägungen halten keinen wissenschaftlichen Ansprüchen statt und ähneln vielleicht mehr den berühmten Fragen eines lesenden Arbeiters, der in der Diskrepanz zwischen eigenem Erleben und offizieller Wahrheit so einiges nicht auf die Verständnisreihe kriegt.

So auch, warum man in Deutschland nicht mehr thematisiert, dass eine Organisation, die dafür nicht mehr oder nicht weniger legitimiert ist als der Kaninchenzüchterverein Hasenhausen, unter großer öffentlicher Anteilnahme und Applaus eine Schlüsselindustrie unseres Landes in Grund und Boden klagt – und dies schon mehrfach. Wo soll das enden? Fahrzeuge mit Ottomotor belasten das Klima, Elektroautos brauchen für die Batterien Seltene Erden und wenn wir wieder zur guten alten Pferdekutsche zurückkehren multipliziert sich das Gülleproblem. Fazit: Für Mobilität müssen wir einen Preis zahlen.

Vor allem fragt man sich: Warum müssen wir es übertreiben? Wer über die Ostertage in eine europäische Hauptstadt reiste, wird nicht den Eindruck haben, dass dort die Luft besser war als in München oder Nürnberg. Im Gegenteil. Gut, die Europäische Kommission will jetzt nicht nur gegen Deutschland, sondern auch gegen zehn andere Länder ein Verfahren wegen Nichteinhaltung der Grenzwerte prüfen – ein sicher guter Ansporn, sich weiter anzustrengen.
Aber weder in Frankreich, noch Italien, noch Schweden gibt es meines Wissens lautstarken Beifall dafür, dass Peugeot, FIAT oder Volvo zu Paaren getrieben werden sollen.

Gut und schön, die Automobilindustrie hat wohl noch nicht alles technisch Mögliche auch konsequent umgesetzt. Politik und Verwaltung haben sicherlich auch nicht immer das ultimative Problembewusstsein gehabt. Aber das hat sich ja jetzt gründlich ins Gegenteil verkehrt. Deshalb ist jetzt nicht die Zeit der Fahrverbote oder der hysterischen Beschwörung von Gefahren, die auf wackligen statistischen Modellen gezeichnet werden. Sondern Vernunft, Augenmaß und Übergangsregeln sind angezeigt!

Mein Chef, der Bürgermeister, hat schon den ersten Antrag auf dem Tisch, auch in unserer kleinen Stadt eine Messstation für Stickoxide einzurichten und ist nicht glücklich darüber. Einerseits, weil er überzeugt ist, dass dies nur ein Schaufensterantrag ist, um auf einer Modewelle mitzureiten. Andererseits ist er besorgt, dass diese Diskussion das Klima in unserer Stadt mehr vergiften könnte, als der Schadstoffausstoß der Pkw. Schließlich würde ein Fahrverbot für viele Menschen eine massive Einschränkung ihrer Mobilität bedeuten, vor allem für jene, die sich nicht alle drei Jahre ein neues Auto kaufen können. Schon in den Großstädten könnte man dies beim derzeitigen Ausbauzustand des ÖPNV nicht kompensieren, umso weniger bei uns in der Fläche. Da kommt mir unwillkürlich ein Ausspruch in den Sinn, der dem Alten Fritz zugeschrieben wird: „Alles, was aus Furcht oder Angst geschieht, trägt auch das Gepräge davon.“

Ihre Sabrina

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