Kolumnen & Kommentarezurück

(GZ-15/16-2019)
gz kommentatorin anne marie von hassel
 

► Anne-Marie von Hassel:

 

Daseinsvorsorge in den Kommunen: 450 MHz als Arbeitspferd

Liebe Leserinnen und Leser,

glücklicherweise kennen die Kommunen hierzulande solche Szenarien derzeit vor allem aus dem Buch „Blackout“. Marc Elsberg beschreibt hier zwei Wochen in Europa mit einem großflächigen Stromausfall und dessen katastrophale Auswirkungen. Deutsche Experten vermitteln folgendes Szenario: „In der ersten Sekunde fallen sämtliche Geräte und Anlagen aus, die Strom benötigen: Wasserpumpen, Heizungen, auch medizinische Geräte.

Bankautomaten spucken kein Geld mehr aus, Ampeln fallen aus, Lebensmittelgeschäfte können nicht mehr kassieren und ganz Deutschland sitzt im Dunkeln. Notstromaggregate laufen nur solange Treibstoff da ist. Nachschub gibt es nicht.“ Ein längerer Ausfall der Strom-, Gas-, Wärme- und Wasserversorgung und damit auch das Versagen der Abwasserversorgung führt zu chaotischen Zuständen und einem weitgehenden Zusammenbruch des öffentlichen Lebens. Am Ende ist auch die innere Sicherheit gefährdet, Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (Polizei, Feuerwehr, ...) können ihren Aufgaben nicht wie gewohnt nachkommen.

Die gewohnte Versorgungssicherheit ist aber auch sonst zunehmend gefährdet. Das Energiesystem ist inzwischen deutlich höherem Stress ausgesetzt, zum Beispiel durch den Verlust an planbarer grundlastfähiger Erzeugung (Kernenergie, Kohle), der Zunahme volatiler Stromeinspeisung (Wind, Sonne) und durch zusätzliche Verbraucher (e-Mobilität, Klimaanlagen) und Speicher. Gleichzeitig sind in jüngster Zeit die Risiken von Cyber-Angriffen auch auf KRITIS-Betreiber weiter gestiegen. Das Risiko eines großflächigen Stromausfalls in Deutschland ist heute so hoch wie noch nie – und es wächst weiter an.

Die Energieversorgung braucht also eine leistungsfähige Kommunikationstechnologie, um die Steuerung des Energiesystems leisten und die Energiewende umsetzen zu können. Die 450 MHz-Frequenzen (ehemaliges C-Netz) können das dringend benötigte Arbeitspferd für die Energie- und Wasserwirtschaft sein und so zur Sicherung Daseinsvorsorge maßgeblich beitragen. Aktuell wird die Vergabe der 450 MHz-Frequenz für die nächsten Jahre entschieden.

Die Frequenz ist langwellig (wenige Masten, gute Gebäudedurchdringung) und LTE-fähig und somit für den Bedarf der Energie- Wasserversorgungsbranche hervorragend geeignet. Mit einem eigenen bundesweiten Funknetz kann die Branche ein schwarzfallfestes Kommunikationsnetz und den notwendigen Datenaustausch M2M (Machine to Machine) für die anstehenden und zukünftigen Anforderungen an die Versorgung sicherstellen. Dabei gilt es, die wechselseitigen Abhängigkeiten der KRITIS-Branchen Energie und Telekommunikation zu minimieren.

Nur ein unabhängiges Funknetz in einer separaten Organisation unter der Governance der Energie-, Wasser- und Abwasserwirtschaft (d.h. Sprach- und Datenkommunikation in einem separiertem 450- MHz Funknetz) bietet eine echte zusätzliche Redundanz zum Sprach- und Datenkommunikationsnetz von privaten oder öffentlichen (BDBOS) Betreibern. Wechselseitige Serviceangebote mit der Energie- und Wasserwirtschaft erhöhen die Systemsicherheit sogar dann noch erheblich.

Rund 150 Branchenunternehmen der Energie- und Wasserwirtschaft – insbesondere auch zahlreicher kommunaler Stadtwerke – haben sich deshalb zur Versorger-Allianz 450 zusammengeschlossen. Diese Initiative fordert die ausschließliche Zuteilung der 450 MHz-Frequenz an die Energie- und Wasserwirtschaft.

Letztlich werden es die kommunalen Entscheider sein, die ihren Bürgerinnen und Bürgern gegenüber in der Verantwortung stehen, wenn wichtige Aspekte der kommunalen Daseinsvorsorge ausfallen. Deshalb wird genau dieser Zielgruppe nichts anderes übrig bleiben, als sich rechtzeitig für die Interessen der ihnen anvertrauten Menschen einzusetzen.

Ihre Anne-Marie von Hassel
Verlegerin der Bayerischen GemeindeZeitung

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