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(GZ-5-2019)
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► Erneuerbare Energien in Bayern:

 

Unter einem gemeinsamen Dach

Hubert Aiwanger und Ilse Aigner beim Gründungsfest

 

Mit dieser Resonanz hatten die Organisatoren nicht gerechnet: Knapp 200 Teilnehmer waren der Einladung zur Gründungsversammlung der Landesvertretung Bayern des Bundesverbandes Erneuerbare Energien – kurz LEE Bayern (www.ee-bayern.de) – in den Bayerischen Landtag gefolgt. Insgesamt neun Spartenverbände haben im Anschluss an die Redebeiträge die Gründungsurkunde unterschrieben.

Ilse Aigner begrüßte die Teilnehmer des Gründungsfestes im  Senatssaal. Bildarchiv Bayerischer Landtag
Ilse Aigner begrüßte die Teilnehmer des Gründungsfestes im Senatssaal. Bildarchiv Bayerischer Landtag

Raimund Kamm eröffnete als einer der Sprecher der LEE Bayern die Veranstaltung mit dem Hinweis, dass allein in der bayerischen EE-Branche mehr Menschen beschäftigt seien als in der gesamten Kohleindustrie in Deutschland. Bis vor 200 Jahren seien die regenerativen Energien die einzige Energiequelle in Bayern gewesen – „und in 30 oder 40 Jahren werden wir wieder dort angelangt sein“, gab sich Kamm zuversichtlich. Man dürfe sich allerdings nicht der Illusion hingeben, dass dies ohne Veränderungen in der Landschaft möglich sei. Nichtsdestotrotz sei der Wandel notwendig und unumkehrbar.

Bündelung der Kräfte

Die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Ilse Aigner, begrüßte die Bündelung der einzelnen Kräfte der EE-Branche. Grundsätzlich sei sie ein Freund der Erneuerbaren. „Im Ziel sind wir uns meistens einig – nur auf dem Weg dorthin und bei der Umsetzung nicht immer“, erklärte Aigner und verwies darauf, dass der Landtag die Interessen aller Bürger vertreten müsse.

Auch Staatsminister Hubert Aiwanger freute sich sehr über die Gründung der LEE und die damit einhergehenden spartenübergreifenden Ansprechpartner für sein Ministerium. Die Gründung sei „ein historisches Ereignis – und wurde höchste Zeit.“

In seiner engagierten Rede versprach er neuen Schwung für die bayerische Energiewende. „Es muss wieder an den Stammtischen über die Energiewende geredet werden“, forderte der Minister. „Wir müssen die Menschen mitnehmen und für die Sache begeistern.“

Nur im gesellschaftlichen Konsens könne die Wende gelingen. Dabei verwies Aiwanger auch auf die noch immer gültige und im Koalitionsvertrag festgeschriebene 10H-Regelung für Windräder im Freistaat. Es sei für einen Kommunalpolitiker schwer, Windräder in seiner Gemeinde zu verkaufen. „Wir müssen die Akzeptanz zurück gewinnen“, betonte der Politiker. Geredet sei genug – „jetzt müssen wir es endlich umsetzen.“

Energiewende muss dezentral sein

Applaus bekam Aiwanger für seine Kritik am Ausbau der Übertragungsnetze. „Die Energiewende soll und muss dezentral sein – dann müssen wir auch nicht so viele teure Stromleitungen bauen.“ Damit der Umstieg auf die regenerativen Quellen klappt sei die Politik nun gefordert: „Es braucht Klarheit für den Anwender, er muss wissen was kommt“, unterstrich Aiwanger, „die Politik muss ehrlich an der Seite der EE-Branche stehen und Planungssicherheit geben.“

Die Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energien Simone Peter freute sich über die „vielen engagierten Menschen im Flächenland Bayern“. Ihre Betrachtung der Energiewende ging über die Grenzen des Freistaats hinaus: mit dem Beschluss der Kohlekommission habe man nun zumindest einen Fahrplan, wenn auch mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner; aber immerhin seien alle mit im Boot.

Gute Aussichten

Im finalen „Duett“ brachten es Dr. Petra Hutner vom Windverband und Hermann Steinmaßl als Vertreter der Wasserkraftverbände noch mal auf den Punkt: „Erneuerbare Energien in Bayern sind unterschiedlich, innovativ, motivierend, günstig, traditionell, verlässlich, stetig, grundlastfähig und selbstbewusst – viele Akteure mit noch viel mehr Potenzial.“ Es sei aber auch der Aspekt der Versorgungssicherheit zu beachten, für die vor allem die Netzbetreiber verantwortlich sind. Jede Branche und jede Region habe ihre besonderen Stärken, die es optimal zu nutzen gelte. Spätestens mit dem Ausstieg aus der Atomkraft im Jahr 2023 muss die Lücke klimafreundlich gefüllt werden. Sie forderten von der Politik Planungssicherheit und Rückendeckung.

Musterbeispiel Praterkraftwerk

Die Gäste hatten vor dem Gründungsfest im Maximilianeum die Möglichkeit, das Praterkraftwerk zu besichtigen. Das unterirdische, geräuschlose und emissionslose Wasserkraftwerk, ein Gemeinschaftsprojekt der Stadtwerke München und der Green City AG, ist ein Musterbeispiel für eine zukunftsfähige Energieversorgung.

Zusammen mit Dr. Christoph Rapp Geschäftsführer des Praterkraftwerks, führten Green City AG-Vorstand Jens Mühlhaus und Unternehmenssprecher Martin Betzold die rund 90 Branchenvertreter in das unterirdische Krafthaus. Stephanie Jacobs, Umweltreferentin der Landeshauptstadt München, machte deutlich, dass die Energiewende auch in München stattfinden kann und muss, sei es durch die Nutzung von Dachflächen für Solarstrom oder den Ausbau der Geothermie im Stadtgebiet.

 

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