Kommunalverbändezurück

(GZ-24-2017)
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► Landestagung „Kommunale Jugendpolitik 2017”:

 

Standortfaktor mit Zukunft

Mit richtungweisenden Konzepten und zielführenden eigenen Ideen gestalten zahlreiche Städte und Gemeinden in Bayern erfolgreich ihren Weg zur „jugendfreundlichen Kommune“. Die 7. gemeinsame Landestagung „Kommunale Jugendpolitik in Bayern 2017“ von Bayerischem Jugendring, Bayerischem Gemeindetag, Städtetag und Landkreistag in Beilngries stellte einige dieser Kommunen vor und lieferte somit Know-how, Ideen und Impulse für eine gelingende Jugendpolitik.

Laut Winfried Pletzer vom Bayerischen Jugendring sind jugendgerechte Städte und Gemeinden ein Standortfaktor für Gemeinden und Wirtschaft. Vor Ort trägt das Engagement der Bürger dazu bei, dass Dörfer und Städte auch unter widrigen Umständen stabil bleiben. Eine aktive Bürgerschaft, die sich um die eigenen Belange kümmert, die ein lebenswertes Umfeld schafft und für einen guten Ruf des Ortes auch über dessen Grenzen hinaus sorgt, kann zwischen Schrumpfung und Stabilität entscheiden.

Aus Sicht von Peter Nitschke (Bayerisches Sozialministerium) ist es das Merkmal einer jugendgerechten Kommune, für junge Leute vor Ort gute Lebensbedingungen zu schaffen. Dazu trage auch der Freistaat Bayern nicht unerheblich bei. Mit 29,4 Millionen Euro gebe es aktuell den in der Geschichte Bayerns „nominell höchsten Haushaltsansatz für Jugendliche“. Nach Nitschkes Überzeugung schlägt das Herz der Jugendarbeit in den Kommunen. Auch wachse die politische Unterstützung, jugendgerechte Kommunen zu schaffen. Dieses Ansinnen könne freilich nur Früchte tragen, wenn vor Ort die Überzeugung vorherrscht, dass die Anstrengungen auch Sinn machen.

Nach Angaben von Günter Katheder-Göllner, Jugendhilfeplaner des Landkreises Augsburg, betrachten zwei Drittel der jungen Menschen den demografischen Wandel als ernsthaftes Problem. Im Landkreis Augsburg sei das Verhältnis von Jung und Alt vor 15 Jahren 1:1 gewesen, während es in 15 Jahren 1:2 betrage.

Nach Ansicht Katheder-Göllners trägt das Engagement der Bürger vor Ort dazu bei, dass Dörfer und Städte auch unter widrigen Umständen stabil bleiben. Eine aktive Bürgerschaft, die sich um die eigenen Belange kümmert, die ein lebenswertes Umfeld schafft und für einen guten Ruf des Ortes auch über dessen Grenzen hinaus sorgt, kann zwischen Schrumpfung und Stabilität entscheiden.

Tatsache sei, dass Jugend zum knappen Gut werde, „das weiterhin unsere volle Aufmerksamkeit braucht“, betonte Katheder-Göllner und ergänzte: „Wir können Trends nicht aufhalten, aber wir müssen darauf reagieren und Perspektiven aufzeigen!“ Teilhabe gehört zu den wichtigsten Handlungsansätzen einer jugendgerechten Kommune. Die Entwicklung verlaufe unterschiedlich: Zwischen Stadt und Land, aber auch kleinräumig.

Gerhard Dix vom Bayerischen Gemeindetag bezeichnete die Schaffung von Ganztagsplätzen (für Kinder und Jugendliche bis zum vollendetem 14. Lebensjahr) einschließlich der Ferienzeiten in Kitas, Horten und Schulen mit möglichst hoher pädagogischer Qualität und niedrigen Elternbeiträgen als „eine der großen kommunalpolitischen Herausforderungen“. Dabei handle es sich längst um einen „harten“ Standortfaktor.

„Kommunale Jugendarbeit ist ein wichtiger Beitrag zur Stärkung unserer Demokratie und zur Weiterentwicklung der örtlichen Solidargemeinschaft“, benötige aber neue und andere Formen zur Teilhabe in der Gemeinde, fuhr Dix fort. Es gelte, Jugendliche in ihrem Engagement zu stärken und gerade ihre Partizipation im kommunalen Leben ernst zu nehmen – auch vor dem Hintergrund, dass das Zeitfenster für gemeindliche Jugendarbeit bei den Betroffenen relativ eng begrenzt sei.

Auf Bedürfnisse eingehen

„Kommunale Jugendpolitik gelingt, wenn sie auf die Bedürfnisse der jungen Menschen eingeht, sie damit eine positive Entwicklung der jungen Menschen ermöglicht und die Kommune dazu in der Lage ist“, unterstrich Dr. Stefan Kiefer, 3. Bürgermeister und Sozialreferent in Augsburg.

Grundlagen für eine gelingende Jugendpolitik sind aus seiner Sicht:

1. Jugendpolitik muss als eigene Säule verstanden und bestätigt werden. Hierfür sind u.a. Mittel bereitzustellen, auch in Teilbereichen wie z.B. der Kultur.

2. Jugendpolitik muss die Bereiche Bildung und Befähigung sowie Teilhabe und Freiräume zwingend erfassen. Hierbei müssen auch neue Bereiche, wie z.B. das Wohnen mit in den Blick genommen werden.

3. Die Kommune, die Träger müssen bereit sein, vorhandene Projekte und Maßnahmen immer wieder zu überprüfen und zu evaluieren.

4. Für kommunale Jugendpolitik ist Geld von Nöten, besonders in Städten, die geringere Mittel zur Verfügung haben. Die Jugendhilfe ist bis jetzt zu 100 % kommunal finanziert; dieser Zustand ist untragbar. Es braucht „goldene Zügel“ auch in diesem Bereich aus Bund und Land.

5. Bürgerschaftliches Engagement vergrößert den Hebel für gelingende Jugendpolitik (Beispiele Modular, Change in, Tschamp, Stadtteilmütter, etc.).

Zukunftswerkstatt

„Jugendwerkstatt – mein Dorf hat Zukunft“ heißt ein Projekt, das erstmals im November 2013 in der Stadt Stadtsteinach gemeinsam mit der Gemeinde Rugendorf durchgeführt wurde. Wie Kreisjugendpfleger Jürgen Ziegler (Landkreis Kulmbach) erläuterte, wurden mittlerweile bereits in zwölf Gemeinden des Landkreises Kulmbach Zukunftswerkstätten durchgeführt. In anderen Landkreisen seien vergleichbare Projekte realisiert worden.

Zielgruppe sind alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 12 und 18 Jahren. Diese werden per Brief und persönlich eingeladen. Die durchschnittliche Beteiligungsquote liegt zwischen 35 und 60 %. Die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung erfolgt zwischen den beteiligten Gemeinden, dem Kinder- und Jugendkulturzentrum „Alte Spinnerei“, dem Kreisjugendring und der Landkreisjugendarbeit.

Vorschläge, Wünsche, Erwartungen und Hinweise werden nach Zieglers Darstellung zu den Themenbereichen „Reiß ab, bau auf“ – Plane Deine Heimat neu!, „In & Out“ – Gestalte Deine Freizeit!, „Wenn ich König/in wäre...“ bearbeitet. Um die Nachhaltigkeit der Zukunftswerkstatt zu gewährleisten, sei eine positive Grundstimmung und Offenheit in den politischen Gremien erforderlich. Ebenso ist Ziegler zufolge die Rückkoppelung der Ergebnisse an die Zielgruppe sehr wichtig. Realisierbare Vorschläge der Zielgruppe müssten diskutiert und soweit möglich umgesetzt werden.

DK

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