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(GZ-10-2019)
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► Diskussionspapier des Deutschen Städtetages:

 

Digitalisierung in Rettungswesen, Brand- und Katastrophenschutz

 

Die Städte nutzen die Digitalisierung, um ihre Strukturen und Abläufe kritisch zu überdenken und zu modernisieren. Dabei durchdringt die Digitalisierung nicht nur klassische Bereiche der Informationsverarbeitung, sondern wird mit rasantem Tempo auch in jene Bereiche eindringen, von denen bislang angenommen wurde, dass sie auch in Zukunft überwiegend „analog“ erledigt werden müssen. Sensoren und Aktoren, mobile Netze, Robotik und künstliche Intelligenz werden in vielen Aufgabenfeldern der Städte immer häufiger eingesetzt werden. Dazu gehören auch der Brand- und Katastrophenschutz und das Rettungswesen.

Die digitale Transformation im Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen wird vor Ort in den Städten praktisch gestaltet. Dazu will ein Diskussionspapier des Deutschen Städtetags aktuelle Entwicklungen aufzeigen. Gleichzeitig soll es eine vertiefte Diskussion in den Mitgliedsstädten und den Mitgliedsverbänden anregen.

Digitalisierung bedeutet immer die Abhängigkeit von komplexer Technik. Brandschutz, Katastrophenschutz und Rettungsdienst müssen aber auch bei Störung oder Ausfall von dieser Technik handlungsfähig bleiben, so der Deutsche Städtetag. Die Technik in der Gefahrenabwehr müsse einfach bedienbar sein, um die Einsatzkräfte in Stresssituationen nicht zusätzlich zu belasten. Daneben müsse sie bezahlbar bleiben.

Die Digitalisierung wird die Schaffung zusätzlicher IT-Arbeitsplätze im Bereich der kommunalen Gefahrenabwehr notwendig machen. Bereits jetzt ist der öffentliche Dienst bei IT-Arbeitsplätzen nicht konkurrenzfähig. Die Gefahrenabwehr benötigt jedoch eigenes Know-how für die eingesetzte Technik, heißt es in dem Papier.

Brandschutz, Katastrophenschutz und Rettungsdienst sind kleinteilig organisiert. Für die Entwicklung und Beschaffung neuer Techniken müssten nach derzeitigen Erfahrungen größere Strukturen genutzt oder geschaffen werden. Interkommunale Zusammenarbeit biete dafür gute Möglichkeiten.

Hubots und KI

Vorgeschlagen wird, die vorhandenen Möglichkeiten der Forschung in zentralen Themen zu verstärken, zum Beispiel bei der Entwicklung von humanoiden Robotern (Hubots), künstlicher (emotionaler) Intelligenz, Systemen zum Aufbau von „Schwarmintelligenz“ und zur Auswertung von „Big-Data“-Analysen. Unbedingt erforderlich sei dabei, den kontinuierlichen Wissenstransfer sicherzustellen zwischen Anwendern, Entwicklern, Produzenten und Forschern. Ein erster wichtiger Schritt dazu sei das Deutsche Rettungsrobotik-Zentrum in Dortmund.

Notwendig ist die Vorgabe und Entwicklung standardisierter Schnittstellen und Datenformate für Sensoren, Software, Hubots und technische Systeme, um eine Interoperabilität zu gewährleisten. Gleichzeitig sollte den Rettungsleitstellen, der Feuerwehr und den Katastrophenschutzbehörden rechtlich und technisch ermöglicht werden, im Bedarfsfall auf vorhandene Sensoren, Videokameras und andere Monitoringsysteme zuzugreifen. Verbindlich geregelt werden sollten die Haftung und der Versicherungsschutz beim Einsatz von Hubots, Drohnen und anderen autonomen Rettungs- und Erkundungssystemen.

Der Einsatz telemedizinischer Assistenzsysteme im Rettungswesen sei weiter zu befördern, damit auch bei zunehmenden Einsatzzahlen, bedingt durch die Alterung der Bevölkerung, schnelle Hilfe möglich ist. Die Ausstattung der Feuerwehr- und Rettungskräfte für Großeinsätze sollte zum Beispiel durch sensorische Schutzkleidung und Datenbrillen modernisiert werden.

„Die Aus- und Fortbildungsbildungsprogramme der Feuerwehr sind hin zu mehr digitalen Fähigkeiten weiterzuentwickeln“, heißt es in dem Positionspapier. Dabei sollte insbesondere die praxistaugliche Verwertung von Daten aus verschiedenen Informationskanälen vermittelt werden, zum Beispiel aus Datenbrillen, Erkenntnissen von Drohnen, Hubots, Sensoren und Videokameras.

Prozesse innerhalb der Leitstelle sollten an neue Anforderungen, wie die Gewinnung von Daten, die Auswertung von Big-Data-Analysen oder Social-Media-Informationen angepasst werden. Digitalisierung bedeute immer die Abhängigkeit von komplexer Technik. Notwendig sei deshalb eine umfassende Risikoabschätzung zur Sicher-
stellung der Einsatzbereitschaft und eine daraus abzuleitende Kosten-Nutzen-Analyse.

DK

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