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(GZ-23-2018)
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► Bayerische Wassertage in Augsburg:

 

Potenziale für die Zukunft

 

Informationen aus erster Hand zu Legionellen, Wasserwirtschaft 4.0 und Mikroplastik vermittelten die 14. Bayerischen Wassertage in Augsburg, denen rund 180 Teilnehmer beiwohnten. Veranstaltet wurde der Kongress mit begleitender Fachausstellung vom Förderverein KUMAS in Zusammenarbeit mit den Partnern Grünbeck Wasseraufbereitung GmbH, HPC AG, MVV Industriepark Gersthofen GmbH sowie dem Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU).

Auf die prekäre Situation bei der Neubildung des Grundwassers durch ausbleibende Niederschläge und die lang anhaltende Trockenheit im Jahr 2018 verwies eingangs der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Claus Kumutat. Besonders in Nordbayern hätten sich dramatische Rückgänge im Vergleich zu den Monatsmitteln um bis zu 80 Prozent gezeigt und bis November 2018 sei die Zahl der Messstellen mit niedrigem oder sehr niedrigem Grundwasserstand auf ebenfalls rund 80 Prozent angestiegen. Die Grundwasserneubildung weise in Bayern seit dem Jahr 2003 ein deutliches Defizit auf und es fehlten inzwischen rund 200 Liter Niederschlag pro Quadratmeter im jährlichen Mittel, betonte Kumutat.

Abwasserabgabengesetz

Die aktuellen Überlegungen zur Reform des Abwasserabgabengesetzes präsentierte Ministerialrat Dr. Frank Hofmann vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Unzufrieden mit der Abwasserabgabe als solcher zeigten sich die Betreiber sowohl einer kommunalen als auch einer industriellen Kläranlage, die die ursprünglich erhoffte Lenkungswirkung als überholt ansahen und die Gebührenzahler bzw. Indirekteinleiter jährlich mit Millionenbeträgen belastet sehen.

Vernachlässigte Hygiene

Mit drastischen Bildern stellte Sven Benning von der Wessling GmbH im Anschluss die Praxis vernachlässigter Hygiene in relevanten Kühlanlagen vor. Aufgrund der Erfahrungen aus der bundesweiten Messkampagne
2018 empfahl er den Betreibern von Verdunstungskühlanlagen eine regelmäßige Wartung und die gesetzlich vorgesehenen Kontrollen der Anlage. Dazu sollte regelmäßig Kontakt mit den Untersuchungsstellen aufgenom-
men werden. Probenahme- und Laborkapazitäten sollte man im Auge behalten.

Auch wenn in den Wintermonaten keine Kühlung erforderlich sei, blieben die Anlagen nach seiner Erfahrung „mikrobiologisch“ aktiv. Dies sollte bei der Wiederinbetriebnahme im Frühjahr beachtet werden. Durchgeführte Gefährdungsbeurteilungen decken aus Bennings Sicht Schwachpunkte in der Anlage auf „und helfen damit, zukünftig Störungen zu minimieren“.

Praxisbeispiel aus dem Kläranlagenbetrieb

Nachfolgende Praxisbeispiele aus dem Kläranlagenbetrieb (InfraServ Burgkirchen) und der Grundwassermodellierung bestätigten die großen Zukunftspotenziale der Digitalisierung in der Effizienzsteigerung. Die InfraServ GmbH & Co. Gendorf KG betreibt mit dem Chemiepark Gendorf den größten Chemiepark Bayerns mitten im Chemiedreieck. Dieser nutzt den Vorfluter Alz als Kühl- und Brauchwasserlieferant. Das Kühlwasser wird nach der Nutzung direkt in die Alz geleitet.

Um das Kühlwasser vor einer Verunreinigung durch Leckagen oder anderer Betriebsstörungen zu schützen, wurde Heiko Wilhelm zufolge im Chemiepark Gendorf für jeden Betrieb ein Kühlwassersicherungskonzept erstellt. Zum Schutz des Gewässers wird das über das Kühlwasser in die Alz geleitete Kanalsystem kontinuierlich überwacht. Zusätzlich wurde im Rahmen eines neuen Wassermanagements der Kühl- und Regenwasserkanal u. a. mit vier Verzögerungsbauwerken ausgestattet, die Mitte 2018 in Betrieb gingen.

Bei der Kühlung von Anlagen, in denen mit wassergefährdenden Stoffen umgegangen wird, sind laut Wilhelm die rechtlichen Vorgaben hinsichtlich der möglichen Gefährdung des Kühlwassers durch eine Kontamination zu berücksichtigen. Die im Chemiepark durchgeführten Neuerungen im Wassermanagement des Kühl- und Regenwasserkanals sind bisher einzigartig im Bereich der Industrie. Damit wird die Sicherheit des Systems zur Verhinderung einer Gewässerverunreinigung über das bisher übliche Maß hinaus gewährleistet. Durch die Neuerungen kann eine Verunreinigung des Vorfluters nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen werden. Damit ist ein weiterer wichtiger Schritt getan, den Standort sicher und im Einklang mit Natur und Umwelt zu betreiben.

Mikroplastik in aller Munde

Das Thema Mikroplastik in Gewässern nimmt aktuell breiten Raum in den Medien ein. Klar ist: Es besteht dringender Handlungsbedarf. Mikroplastik findet sich heute in nahezu allen Oberflächengewässern. Die wesentlichen Emissionen stammen allerdings nicht – wie viele glauben – aus achtlos weggeworfenen Plastiktüten oder sonstigen Produkten aus Kunststoff, sondern im Wesentlichen aus Reifenabrieb, aus der Abfallentsorgung, Verlusten aus der Produktion, aus Freizeiteinrichtungen wie Sportplätzen oder aus Baustellen.

Die Verpackungsindustrie wies auf die vielen Vorteile von Kunststoffverpackungen hin, die sich in der Verringerung des Transportgewichtes und Energieeinsparungen zeigten: Lebensmittel könnten langfristig haltbar und hygienisch verpackt werden. Kunststoffverpackungen trügen wesentlich zum heutigen Komfort und Lebensstandard bei. Andererseits stelle sich die Verpackungsindustrie aber auch ihrer Verantwortung und arbeite an der Verbesserung der Recyclingfähigkeit ihrer Produkte.

Aus Sicht von Andreas Michalsky, Huhtamaki Flexible Packaging Europe, Ronsberg, ist Plastik nicht das Hauptproblem für die Umwelt, „sondern das Problem ist der sorglose Umgang damit und die große Umlaufmenge“. Für langlebige Gegenstände aus Kunststoffen stelle die Alterung und Verwitterung von Kunststoffen ein signifikantes Problem dar.

DK

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