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(GZ-22-2018)
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► Kommunale Spitzenverbände starteten Gemeinschaftsinitiative:

 

„1000 Schulen für unsere Welt“

 
Bildung zu fördern heißt, Armut zu verringern, Perspektiven vor Ort zu schaffen und Kindern eine Zukunft in ihren Heimatländern zu geben. Das ist das Ziel der Gemeinschaftsinitiative „1000 Schulen für unsere Welt“, die Deutscher Städtetag, Deutscher Landkreistag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund gemeinsam mit Schirmherr Dr. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, offiziell in Berlin starteten. Das Projekt soll nun bundesweit Schule machen.

Landrat Stefan Rößle, Bundesentwicklungsminister Gerd Müller und Franz Xaver Wieninger (v.l.) beim Startschuss zum Projekt „1.000 Schulen für unsere Welt“ in Berlin. Franz Xaver Wieninger finanziert nunmehr ebenfalls einen Schulbau. Der Pfarrkirchener war gerade in seinem Auto unterwegs, als er im Radio zum ersten Mal von den Schulbauprojekten im Landkreis Donau-Ries hörte. Mit Afrika oder Entwicklungshilfe verband ihn davor nichts. Rößles Initiative fand er aber so gut, dass er kurzfristig Kontakt mit dem Landrat aufnahm. Im gemeinsamen Gespräch wurde dann kurzerhand der Bau einer Vorschule in Kenia beschlossen. Bild: Franziska Sperling
Landrat Stefan Rößle, Bundesentwicklungsminister Gerd Müller und Franz Xaver Wieninger (v.l.) beim Startschuss zum Projekt „1.000 Schulen für unsere Welt“ in Berlin. Franz Xaver Wieninger finanziert nunmehr ebenfalls einen Schulbau. Der Pfarrkirchener war gerade in seinem Auto unterwegs, als er im Radio zum ersten Mal von den Schulbauprojekten im Landkreis Donau-Ries hörte. Mit Afrika oder Entwicklungshilfe verband ihn davor nichts. Rößles Initiative fand er aber so gut, dass er kurzfristig Kontakt mit dem Landrat aufnahm. Im gemeinsamen Gespräch wurde dann kurzerhand der Bau einer Vorschule in Kenia beschlossen. Bild: Franziska Sperling

Mit der Strategie „Global denken, lokal handeln“ wollen deutsche Kommunen im Zusammenwirken mit dem Ehrenamt vor Ort und gemeinsam mit ihrer Bürgerschaft einen wirksamen Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit, zur Bekämpfung von Fluchtursachen und zur Verbesserung der Lebenssituationen in Ländern des globalen Südens leisten.

30 Schulen sind bereits fertig

Der Landkreis Donau-Ries geht mit gutem Beispiel voran und hat begonnen, bis 2020 gemeinsam mit der Reiner Meutsch Stiftung Fly & Help Schulen in Afrika zu bauen. Mittlerweile sind bereits 30 Schulen fertiggestellt und über eine Million Euro gesammelt worden. Die Schulbauprojekte des Landkreises und seiner Bürgerinnen und Bürger werden ausschließlich durch Bürgerspenden und Sponsoring der lokalen Wirtschaft realisiert.

Hilfe vor Ort ist wesentlich effektiver

Die kommunalen Spitzenverbände setzen sich mit ihrer Gemeinschaftsinitiative „1000 Schulen für unsere Welt“ dafür ein, dass das gute Beispiel des Landkreises Donau-Ries bundesweit Schule macht. Dabei greifen die Verbände den „Marshallplan mit Afrika“ und die Bildungsstrategie des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung auf.

Hilfe vor Ort ist wesentlich effektiver und günstiger als die Versorgung von Flüchtlingen in Deutschland. Für ca. 50.000 Euro kann ein minderjähriger Flüchtling in Deutschland ein Jahr betreut werden. Mit derselben Summe ist es möglich, in Afrika, Asien oder Südamerika eine Schule zu bauen und damit pro Schule und Jahr bis zu 1.000 Schülern 1.000 Bildungs- und Zukunftsperspektiven zu bieten (siehe dazu: https://www.facebook.com/Landrat.Stefan.Roessle/videos/320010265257947/)

Bei den Schulbauprojekten werden keine Steuermittel eingesetzt. Die Finanzierung erfolgt über Bürgerspenden und Sponsorengelder der lokalen Wirtschaft. Die Spendengelder fließen vollständig in die Schulbauprojekte vor Ort, die anfallenden Verwaltungskosten werden durch andere Sponsoren übernommen.

Zuverlässiger Partner

Mit der Stiftung Fly & Help steht der Gemeinschaftsinitiative „1000 Schulen für unsere Welt“ ein zuverlässiger und vertrauenswürdiger Partner zur Verfügung, der seit Stiftungsgründung rund 250 Schulbauprojekte weltweit realisiert hat, davon allein in den vergangenen zwei Jahren ca. 100 Schulen. Die Stiftung ist Trägerin des Spendensiegels des „Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI)“, das ein Markenzeichen für seriöse Spendenorganisationen ist. Bei Bedarf werden weitere kompetente Stiftungen oder andere Partner die Umsetzung der Initiative unterstützen. Kommunen haben darüber hinaus auch die Möglichkeit, mit anderen Stiftungen ihres Vertrauens zusammenzuarbeiten und sich unter das Dach der gemeinsamen Initiative zu stellen.

Gemeinsam mit Partnern und in Abstimmung mit den Akteuren vor Ort plant und beaufsichtigt Fly & Help den Schulbau. Dabei handelt es sich vornehmlich um Vor- und Grundschulgebäude. Die Stiftung schließt Verträge mit Partnerorganisationen vor Ort, die nach streng vorgegebenen Richtlinien von ihnen ausgewählt werden, um den ordnungsgemäßen Bau und Schulbetrieb nach der Erbauung sicherzustellen. Voraussetzung für den Schulbau ist auch, dass Fly & Help die Schulen an die Kommune oder den Träger nach Fertigstellung übergibt, die sich zuvor verpflichten, Lehrkräfte bereitzustellen. Die Grundstücke, auf denen die Schulgebäude entstehen, werden in der Regel von den jeweiligen Gemeinden bzw. sonstigen Trägern zur Verfügung gestellt. Nach Fertigstellung eines Schulbauprojektes sichert Fly & Help mit Unterstützung seiner Partner vor Ort zu, dass die Gebäude für den vorgesehenen Zweck verwendet werden.

Werben für die Initiative

Am Beginn steht der politische Wille der Kommunalpolitik und der Bürgerinnen und Bürger, die Initiative „1000 Schulen für unsere Welt“ zu unterstützen. Dazu ist es erforderlich, dass die Initiative der Öffentlichkeit und der lokalen Wirtschaft vorgestellt und für ein Engagement geworben wird. Ein Beschluss der kommunalen Vertretungskörperschaft kann das entwicklungspolitische Engagement zusätzlich unterstreichen. Eine gemeinsame Strategie der Kommune mit lokalen Partnern zur Einwerbung von Spendengeldern erhöht die Sichtbarkeit des Engagements im öffentlichen Raum zusätzlich.

Die Stiftung bemüht sich, Vorschläge der deutschen Kommunen für Schulbauprojekte zu berücksichtigen. Ein Schulbau ist voraussichtlich möglich, wenn ein Bedarf nachweislich gegeben ist und gleichzeitig die Standards von Fly & Help sichergestellt bleiben. Alternativ haben Kommunen auch die Möglichkeit, mit anderen Stiftungen zusammenzuarbeiten und sich in die Gemeinschaftsinitiative mit eigenständigen Schulprojekten einzubringen.

Mit den eingeworbenen Geldern wird ein konkretes Schulbauprojekt über die Stiftung Fly & Help umgesetzt. Indem sich eine Kommune für ein Schulbauprojekt verantwortlich zeichnet, wird kommunale Entwicklungspolitik für die Bürgerinnen und Bürger lebendig – der Fortschritt „ihres“ Schulbauprojektes kann von den Spendern verfolgt werden und macht das Engagement der Bürgerinnen und Bürger greifbar. Die Spendengelder können auf Wunsch der Kommune direkt bei der Stiftung auf Unterkonten, die der jeweiligen Kommune zugeordnet werden können, gesammelt werden. Die Stiftung informiert die Kommune auf Anfrage über den Kontostand. Einen konkreten Projektvorschlag unterbreitet die Stiftung den Kommunen, wenn die nahezu vollständige Fördersumme zur Verfügung steht. 

Die Schulbauprojekte können und sollen ein erster Schritt für ein weiterführendes Engagement in der Welt sein. Hierbei sind Kooperationen mit der lokalen Wirtschaft, Bildungsträgern oder Nichtregierungsorganisationen bis hin zu Schul- und Städte- oder Projektpartnerschaften wünschenswert. Die kommunalen Spitzenverbände unterstützen die Kommunen bei ihrem nachhaltigen Engagement u.a. durch Beratung in Bezug auf weiterführende Förderprogramme des Bundes. Durch ihre Beteiligung an der Initiative setzen Kommunen außerdem ein starkes Zeichen für Weltoffenheit und globale Verantwortung, stoßen einen Dialog der Bürgerinnen und Bürger zu globalen Zusammenhängen an und leisten einen Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und ihrer Nachhaltigkeitsziele.

Verantwortung übernehmen

„Immer mehr Menschen wollen, dass wir als reiches Land Verantwortung für eine gerechte Globalisierung übernehmen. Ich freue mich, dass sich immer mehr Kommunen entwicklungspolitisch engagieren“, betonte Minister Müller. „Waren es vor wenigen Jahren 200, so sind es jetzt bereits 750. Das neue Großprojekt ‚1.000 Schulen für unsere Welt‘ ist ein weiterer Meilenstein. Gerade Investitionen in Bildung sind wichtig, denn Bildung ist der Schlüssel für Entwicklung und Fortschritt. Ich wünsche der Initiative der kommunalen Spitzenverbände viel Erfolg für nachhaltige Partnerschaften.“

Wie Markus Lewe, Präsident des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeister der Stadt Münster hervorhob, „ist Bildung eine Schlüsselressource und hilft den Menschen vor Ort, bessere Chancen für ihr Leben zu gewinnen. Für etwa 50.000 Euro kann in Afrika, Asien oder Südamerika eine Schule gebaut werden, die pro Schule und Jahr bis zu 1.000 Schülern eine Zukunftsperspektive ermöglicht. Das ist wirksame Zusammenarbeit mit Kommunen aus dem globalen Süden.“

Laut Reinhard Sager, Präsident des Deutschen Landkreistages und Landrat des Kreises Ostholstein „haben bei der Flüchtlingsintegration Städte, Landkreise und Gemeinden bewiesen, wie viel Kraft, Energie und Einsatzbereitschaft auf kommunaler Ebene mobilisiert werden kann. Dieses Engagement möchten wir auch für die Bekämpfung von Fluchtursachen mobilisieren und damit einen wirksamen Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit leisten.“

Zukunft selbstbestimmt gestalten

Nach den Worten von Dr. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes heißt Bildung Zukunft. Weltweit. „Mit ‚1000 Schulen für unsere Welt‘ wollen wir dazu beitragen, dass Menschen auf der ganzen Welt besseren Zugang zu Bildung erhalten und so ihre Zukunft selbstbestimmt gestalten können.“

„Ich möchte, dass das Beispiel des Landkreises Donau-Ries bundesweit Schule macht und ein Zeichen für kommunale Verantwortung in der Welt setzt“, unterstrich schließlich Landrat Stefan Rößle. „Auch kommunales Engagement kann sehr wirksam dazu beitragen, die Lebenschancen in anderen Teilen der Welt zu verbessern.“

DK

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