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(GZ-19-2019)
Gastbeiträge

► Friedhof in Bayern:

 

Bessere Wirtschaftlichkeit durch erhöhte Attraktivität mit neuen Grabarten

 

Gastbeitrag von Hubert Schmitt, Gütegemeinschaft Friedhofsysteme e.V.

Fehlende Wirtschaftlichkeit verbunden mit zunehmender Bezuschussung aus den kommunalen Haushalten erhöht den Druck auf die Gebühren und die Suche nach zusätzlichen Einnahmen. Dabei lässt sich nicht alles mit einer Erhöhung der Gebühren lösen, die politisch nicht mehr vertretbar und nicht mehr gewollt ist. Der Friedhofsträger muss sich fragen, wie attraktiv, wie akzeptiert, wie konkurrenzfähig sein Friedhof noch ist? Wandern Sterbefälle und damit Gebühren ab, weil anderswo eine schöne, grüne, naturnahe Anlage lockt, weil es dort mehr Grabarten und damit mehr Bestattungsmöglichkeiten gibt, attraktivere Räumlichkeiten zur Verfügung stehen? Der externe, aber auch der interkommunale Wettbewerb hat begonnen!

Betrachtet man nur einmal das Thema neue Grabarten. Welche Anforderungen spielen hier eine Rolle? Da ist die demographische Entwicklung. Sie hat Auswirkungen auf unsere Friedhöfe. So haben wir eine weiter steigende Sterberate von derzeit rund 1% der Bevölkerung auf 1,3%. Da ist weiter die Suche nach Orten der Ruhe, des Trauerns, des Abschiednehmens. Hier gewinnt der Friedhof wieder an Bedeutung, er bietet die besten Voraussetzungen hierzu. Der Friedhof als Ruhe- und Trauerort sollte naturnah, grünflächig, parkähnlich sein und zum Verweilen einladen. Keine Steinwüste, wo die letzten Bäume gefällt wurden, weil im Herbst ein paar Blätter aufs danebenliegende Grab gefallen sind.

Welches Angebot erwarten die Bürgerinnen und Bürger

Welches Angebot an Grabarten kann oder will man zukünftig zur Verfügung stellen? Wichtig ist es, nicht nur Bürgerwünsche zu berücksichtigen, sondern auch zu analysieren, welche Grabarten auf dem Friedhof bereits angeboten werden. Vielleicht ist nur etwas zu ändern oder umzugestalten? Welche Grabarten könnte man neu installieren, passen zur Friedhofsanlage, würden angenommen werden?

Wichtig ist auch die Festlegung von Flächen, die nicht für die Bestattung geeignet oder auch gewünscht sind, sondern sich für andere Aufgaben besser anbieten. Wo lassen sich größere, aufgelassene, zusammenhängende Flächen im Bestand entwickeln? In solchen Flächen dürfen keine Neubelegungen mehr zugelassen werden. Wo kann man mit den Grabnutzern über eine vorgezogene Auflösung oder Verlegung sprechen, weil nur noch wenige Gräber eine andere Nutzung blockieren?

Fehlinvestitionen vermeiden

Nicht jeden Grabart-Trend muss man mitmachen. Vielleicht bietet man den Bürgern einige Grabarten an, die dann – je nach Akzeptanz – erweitert oder modifiziert werden können. Damit werden auch Fehlinvestitionen verhindert.

Schon die gängigsten Urnenerdgrabvarianten bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten in Gestaltung und Umsetzung. Das individuelle Urnenerdgrab mit noch kleiner Pflanzfläche, das gerne noch als Ersatz für das klassische Wahlgrab/Familiengrab (Sarggrab) genommen wird. Dann die pflegearmen bis pflegefreien Urnenerdgräber, oft als Gemeinschaftsgräber im Rasenfeld oder naturnah am Heckenbereich oder als Baumgrab.

In einigen Regionen gibt es auch noch die anonymen bzw. halbanonymen „Streuwiesen“, wobei festzustellen ist, dass die Anonymität aus trauerpsychologischen Gründen rückläufig ist. Baulich und oberirdisch werden Urnenwände, Urnenstelen oder Urnennischen errichtet. Falls vorhanden werden auch Indoor-Kolumbarien in nicht mehr genutzte Leichenhäuser eingebaut.

Steigende Kremationsrate

Verständlicherweise wird der Fokus bei den neuen Grabarten aufgrund der steigenden Kremationsrate vermehrt auf Urnengräber gelegt. Gerade bei den Urnengrabarten gibt es natürlich eine Vielzahl an Ausführungs- und Gestaltungsmöglichkeiten. Einige dieser Urnengrabanlagen lassen sich verhältnismäßig schnell und ohne großen Kostenaufwand errichten, bei anderen etwas flächenintensiveren Versionen muss auch entsprechend vorgeplant werden. Ist doch auf die vorhandene Infrastruktur, Nutzungs- und Ruhezeiten Rücksicht zu nehmen.

Es ist immer sinnvoll, ein Entwicklungs- und Betreibungskonzept für den ganzen Friedhof zu erstellen. Eine Grabart, nur alleine für sich betrachtet und angelegt, kann morgen schon nicht mehr nachgefragt oder an der falschen Stelle sein. Zudem lassen sich Urnengräber, oberirdisch und unterirdisch, leichter in vorhandene Flächen integrieren. So werden Urnenwandanlagen gerne noch vor der Friedhofsmauer oder an der Aussegnungshalle platziert und einzelne Urnenstelen oder Urnennischen auf aufgelassene Erdgräber gestellt. Dann gibt es noch Reserve-, Überhangs-, Erweiterungs- und Problemflächen, die auch sehr schnell für neue Urnengräber genutzt werden können. Mit Konzept hat dies oft wenig zu tun.

Doch auch die vorhandenen Erdgrab- (Sarggrab-) Varianten müssen analysiert und den Anforderungen entsprechend modifiziert und angepasst werden. Wir haben in großen Teilen Bayerns noch eine hohe Erdgrabrate. Diese Familiengräber müssen bei der Weiterentwicklung des Friedhofs mitgenommen werden. Wie die Urnengräber sollen sie pflegearm bis pflegefrei sein, nicht teurer und sie sollen die gleichen Ruhezeiten haben. Dass dies mit Systemgräbern machbar ist, haben schon viele Kommunen bewiesen.

Parkähnliche Atmosphäre

Zusammenfassend ist bei allen diesen Grabarten, unterirdisch oder oberirdisch, für Urne oder Sarg, darauf zu achten, dass sie in der Ausführung und Gestaltung, je nach Platz, Budget und planerischer Kompetenz zur Friedhofsanlage passen.

Eine optimale Einbindung in die Anlage, erhöht sicher die Attraktivität und damit auch die Akzeptanz beim Bürger. In einer gelungenen Kombination mit anderen Flächen und Gebäuden, eingebunden in einer parkähnlichen Atmosphäre, wird es dem Friedhof wirtschaftlich bald bessergehen. Wenn wir den derzeitigen durchschnittlichen Kostendeckungsgrad in Bayern von rund 50% nicht deutlich steigern, werden viele Friedhöfe langsam aber sicher sterben.

Urnenerdgräber als Baumgräber Bild: Hubert Schmitt
Urnenerdgräber als Baumgräber Bild: Hubert Schmitt

Urnengemeinschaftsgrabfeld (mittig) und Erdgrabgemeinschaftsfeld mit Systemen (außen) mit reduzierter Pflegefläche und gleicher Ruhezeit. Bild: Hubert Schmitt
Urnengemeinschaftsgrabfeld (mittig) und Erdgrabgemeinschaftsfeld mit Systemen (außen) mit reduzierter Pflegefläche und gleicher Ruhezeit. Bild: Hubert Schmitt

Gerne kombiniert, Urnenstelen und pflegefreie Urnenerdgräber mit Urnenrohren und Grabplatte. Bild: Hubert Schmitt
Gerne kombiniert, Urnenstelen und pflegefreie Urnenerdgräber mit Urnenrohren und Grabplatte. Bild: Hubert Schmitt

 

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