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(GZ-9-2017)
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► Deutscher Bankentag in Berlin:
 
Beitrag zu stabilem Europa
 

Mit dem Motto „Perspektiven schaffen, Europa stärken: Banken in der Verantwortung“ stand der Deutsche Bankentag in Berlin dieses Jahr ganz im Zeichen der EU. Die größte gesellschaftliche Veranstaltung des Bankenverbandes mit heuer rund 600 Teilnehmern aus Wirtschaft und Politik findet alle drei Jahre statt.

Ob politische Unsicherheiten, wirtschaftliche Herausforderungen, regulatorische Vorgaben oder technologischer Umbruch: Die Bankenbranche muss sich derzeit mit vielen ernsten Themen beschäftigen. Um Innovation und Wachstum zu sichern, brauche Europa starke, wettbewerbsfähige Banken, erklärte der Präsident des Bankenverbandes Hans-Walter Peters. Die Ertragslage der Institute sei aber noch nicht überall befriedigend, dies gelte auch für Deutschland. Zunächst seien vor allem die Banken selbst gefordert – mit neuen, auch digitalen Geschäftsmodellen, neuen Ertragsfeldern, aber auch weiteren Kostensenkungen.

Wichtig sei zudem, die von außen vorgegebenen Herausforderungen anzugehen. So belaste die ultralockere Geldpolitik der EZB Sparer, Wirtschaft und Banken. „Hier muss die EZB dringend den Einstieg in den Ausstieg aus der Nullzinspolitik finden, bevor Risiken und Nebenwirkungen –  auch für die Finanzstabilität –  überhand nehmen“, forderte der Bankenpräsident.

Zudem rief er die Politik dazu auf, sicherzustellen, dass die Bankenregulierung und „der damit verbundene gewaltige Aufwand in einem angemessenen Verhältnis zu der tatsächlichen Wirkung steht“. Hier gebe es viele berechtigte Zweifel. Zweifel kamen Peters auch beim Blick auf die europäische Bankenabgabe. Sie sei gut und habe sich bewährt. „Warum aber, so Peters, können Banken in Deutschland diese Abgabe nicht steuerlich geltend machen, so wie es der Logik des deutschen Steuerrechts entsprechen würde?“ Deutsche Kreditinstitute würden hier benachteiligt, ohne dass dies plausibel und in irgendeiner Form notwendig wäre. Denn eine starke Volkswirtschaft wie die deutsche brauche Banken, die stark und stabil sind, die Erträge erwirtschaften und damit auch ihre Kapitalbasis weiter verbessern können und die dem Anspruch der Wettbewerbsfähigkeit gerecht werden.

Bundesbankpräsident Jens Weidmann verwies auf die Mitverantwortung der Zentralbanken an der schwierigen Ertragslage der Branche. „Die Erträge der Banken sind aus ganz unterschiedlichen Gründen unter Druck und wir Notenbanken sind daran nicht ganz unschuldig“, sagte er. „Je länger die Niedrigzinsphase anhält, desto größer dürfte die Belastung werden.“

Die schwache Ertragslage deutscher Banken werde aktuell maßgeblich durch den sinkenden Zinsüberschuss getrieben. „Die Ertragsschwäche ist aber grundsätzlich struktureller Natur“, stellte Weidmann fest. So wendeten Banken in Deutschland etwa zehn Cent mehr für einen Euro Ertrag auf als Banken im europäischen Durchschnitt. Der Notenbank-Chef warnte vor den Folgen einer zu rasch ausgeführten Zinswende. Eine lang anhaltende Niedrigzinsphase, die durch eine schnelle Zinswende beendet würde, wäre besonders ertragsbelastend für die Banken. „Umso wichtiger ist es deshalb, dass sich die Banken mit dem Thema Zinsänderungsrisiko auseinandersetzen und eine entsprechende Vorsorge treffen.“

Weidmann riet den Banken, „ihre Geschäftsmodelle auf den Prüfstand zu stellen und neue Geschäftsfelder zu erschließen“. Er hob vor allem die Möglichkeit hervor, durch die Digitalisierung Kosten zu sparen, denn sie erlaube es, Prozesse zu automatisieren und effizienter zu gestalten. Doch zunächst bedeute dies auch Ausgaben, zeigten doch aufsichtliche Überprüfungen von IT-Systemen, dass es hier erheblichen Nachhol-, sprich Investitionsbedarf gibt. Investitionen in die IT-Infrastruktur dienten aber nicht nur der Wettbewerbsfähigkeit der Banken, sie dienten auch der IT-Sicherheit.

Mit Blick auf das Thema Regulierung meinte Weidmann: „Mir ist bewusst, dass die gestiegenen Regulierungsanforderungen gerade die kleinen und mittleren Banken belasten.“ Für diese könne er sich jedoch Entlastungen vorstellen: „Ich denke dabei zum Beispiel an die Einführung von Bagatellgrenzen bei Offenlegungs- und Meldepflichten, unterhalb derer vereinfachte Regeln gelten oder manche Anforderungen ganz entfallen.“ Eine klare Absage erteilte er hingegen Überlegungen, die Kapitalanforderungen zu senken.

„Kritisch betrachtete Bundestagspräsident Norbert Lammert die Abkoppelung der Finanzmärkte von den Gütermärkten. „Allein in den letzten 25 Jahren hat sich das Volumen der Finanztransaktionen weltweit mehr als verfünfzigfacht.“ Als weiteren Beleg nannte Lammert die zunehmende Kritik an der Sinnhaftigkeit mancher Finanzprodukte.

Der Bundestagspräsident sah zwar neue Einsichten, beklagte aber auch neue Versuchungen. Als erste Einsicht nannte er: „Märkte brauchen Regeln. Auf Finanzmärkte trifft das insbesondere zu.“ Und: „In keiner anderen Branche unserer Volkswirtschaft – nicht nur in Deutschland – hat es einen vergleichbaren Ehrgeiz gegeben, staatliche Regelungen auf ein Minimum zurückzuführen und ihnen dort wo sie vorhanden sind, erfolgreich auszuweichen.“ Vor allem die Globalisierung vereinfache Letzteres.

DK

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