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(GZ-20-2019)
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► Mittelstands-Fitnessindex der Sparkassen:

 

Umsatzwachstum und hohe Eigenkapitalquoten

 

„Der Mittelstand bleibt ein starkes Stück Deutschland. Er ist verlässlicher Arbeitgeber und der Stabilitätsanker unserer Wirtschaft. Die Unternehmen sind absolut wettbewerbsfähig, hervorragend in ihren Märkten platziert und gut gerüstet, um einem möglichen Abschwung entgegenzutreten“, unterstrich Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) bei der Vorstellung des S-Mittelstands-Fitnessindex in Berlin.

Laut Fitnessindex zeigen sich die mittelständischen Unternehmen Deutschlands von der aktuellen weltweiten Konjunktureintrübung weitgehend unbeeindruckt. Zwar sind die Wachstumserwartungen für das laufende Jahr und 2020 leicht rückläufig, die Unternehmensumsätze wachsen aber weiter.

Die aktuell gedämpften Geschäftsaussichten spiegeln sich am deutlichsten in den leicht rückläufigen Wachstumserwartungen für 2019 und 2020 wider. Die Unternehmensumsätze wachsen weiter, aber nicht mehr ganz so dynamisch. Sollte z. B. der Zollstreit völlig eskalieren oder der Brexit völlig unkontrolliert ablaufen, könnten deutlich schlechtere Entwicklungen resultieren. Andererseits kann der Himmel auch wieder relativ schnell aufklaren, wenn eine Beruhigung der politischen Großwetterlage erfolgt.

Wachstumsmotor ist wie schon in den vergangenen Jahren vor allem die Binnenwirtschaft. „Wir haben einen robusten privaten Konsum, eine boomende Bauwirtschaft und eine nicht abflachende Investitionsbereitschaft der Mittelständler.“, betonte Schleweis.

Die langen Jahre des konjunkturellen Aufschwungs haben laut Schleweis zu hohen Kapazitätsauslastungen geführt. Die Antwort darauf sind erhöhte Investitionen ins Anlagevermögen. „Wenn der Staat wenigstens einen Teil seiner Milliardenüberschüsse für die Erhöhung der Standortattraktivität einsetzen würde, sähen wir sicher noch höhere Unternehmensinvestitionen in Deutschland.“

Um seine Investitionen zu finanzieren, greift der Mittelstand weiter auch auf den klassischen Bankkredit zurück. 31 Milliarden Euro zugesagte Investitionskredite im ersten Halbjahr 2019 durch die Sparkassen sind ein beachtlicher Wert. Um dem Mittelstand den Zugang zu Krediten nicht zu erschweren, ist die Beibehaltung des KMU-Faktors unumgänglich. Eine Abschaffung des KMU-Faktors stünde dem Ziel der Kapitalmarktunion – den Unternehmen die Beschaffung von Finanzierungsmitteln zu erleichtern – diametral entgegen. Ein großer Teil der Investitionen wird aber aus den eigenen Gewinnrücklagen gestemmt.  Hohe Eigenkapitalquoten stehen für eine sichere Finanzierungsstruktur.

Lukratives Geschäftsmodell

Die Eigenkapitalquote der Unternehmen liegt bei starken 39 Prozent und damit rund fünf Prozentpunkte über dem Wert von 2008. Die Eigenkapitalrendite von durchschnittlich 15 Prozent zeigt deutlich, dass das Geschäftsmodell des deutschen Mittelstandes lukrativ ist und es sich für die Unternehmer lohnt, Geld in das eigene Unternehmen zu investieren.

Die Geldpolitik der EZB, die seit Jahren quasi unbegrenzt kostenlose Liquidität in den Markt pumpt, hat zu der Sorge geführt, dass sich auch eine gefährliche Blase in der Mittelstandsfinanzierung gebildet haben könnte. Zombie-Unternehmen, so die Sorge, sollen ihr Unwesen treiben. Künstlich am Leben erhalten durch übermäßig zugeführte günstige Kredite. Unsere Analyse zeigt: Im deutschen Mittelstand gibt es keine bedeutende Zahl von Zombie-Unternehmen.

Schleweis zufolge führen die Sparkassen jedes Jahr mehrere hunderttausend Gespräche mit mittelständischen Unternehmen. Drei Viertel aller Unternehmen in Deutschland haben Geschäftsbeziehungen zur Sparkassen-Finanzgruppe. „Die sich abzeichnende Konjunktureintrübung hat uns dazu veranlasst, unsere Mittelstandsexperten vor Ort zu befragen, ob die Mittelständer hier bereits aktiv Vorsorge betreiben.“

Beruhigende Ergebnisse

Die Umfrageergebnisse zeichnen ein beruhigendes Bild: Zwar sieht die Mehrheit der befragten Mittelstandsexperten durchaus eine Abschwunggefahr in den Industriebranchen, jedoch werden in der Bauwirtschaft, im Dienstleistungssektor und in den konsumnahen Branchen wie z.B. dem Gastgewerbe überwiegend weiter positive Entwicklungen erwartet.

Gerade diese Branchen sind ausgesprochen mittelständisch geprägt. Dennoch bestätigt immerhin die Hälfte der Experten, dass ihre mittelständischen Firmenkunden bereits konkrete Maßnahmen, wie z.B. Personalabbau oder Flexibilisierung der Produktion, für einen eventuellen Abschwung entwickeln.

Die Erfahrung zeigt, dass sich in Krisensituationen die Spreu vom Weizen trennt. Insbesondere Unternehmen mit einer schlechten Wettbewerbsposition sind in einem Abschwung gefährdet. 57 Prozent der Befragten sagen, dass ihre Firmenkunden im soliden Mittelfeld ihrer Branche agieren. 34 Prozent der Experten sehen ihre mittelständischen Kunden sogar im oberen Drittel.

Die auch 2019 anhaltende Investitionsbereitschaft spiegelt sich in den Halbjahreszahlen der Sparkassen wider. Gut 44 Mrd. Euro neu zugesagte Firmenkredite im ersten Halbjahr 2019 – davon 31 Mrd. Euro für Investitionen – zeigen, dass die Mittelständler weiter an die Zukunft glauben. Die Zuwächse liegen damit sogar noch einmal etwas über den Werten aus dem Vorjahreszeitraum.

Die Gesamtbestände wuchsen um 4,6 Mrd. Euro bei den gewerblichen Wohnungsbaukrediten und um 8,5 Mrd. Euro bei den Investitionskrediten. Das deutet darauf hin, dass der Mittelstand nur mit einer kurzen Konjunktureintrübung rechnet. Die überproportionale Entwicklung bei gewerblichen Wohnungsbaukrediten zeigt, dass die Bauwirtschaft in ihrer Dynamik nicht nachlässt. Ein gutes Zeichen ist, dass die Unternehmen in gleichem Maße auch ihr eigenes Kapital zur Finanzierung ihrer Investitionen beisteuern. Die hohen Eigenkapitalquoten sind das Spiegelbild der hohen Solidität und Sicherheit des deutschen Mittelstands.

Fazit: „Auch wenn es momentan ausgesprochen gut läuft, ist die Politik gut beraten, den Belangen unserer Mittelständler in ihrer wirtschaftspolitischen Agenda mehr Raum zu bieten. Die aktuelle Mittelstandsstrategie der Bundesregierung ist ein guter Schritt in die richtige Richtung. Ihre Umsetzung muss aber zügig angegangen werden“, betonte Schleweis.

Die Milliardenüberschüsse der öffentlichen Haushalte müssten genutzt werden, um die Unternehmen zu entlasten und die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland wieder zu erhöhen. Öffentliche Investitionen in die Infrastruktur, Forschung und Bildung seien dabei genauso wichtig wie ein Bürokratieabbau und steuerliche Entlastung.

DK

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