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(GZ-17-2019)
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► Bayerns Landesbausparkasse zieht Bilanz:

 

Erfolgreich auf die Nullzins-Politik eingestellt

 

Trotz der anhaltenden Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) war 2018 für die Bayerische Landesbausparkasse (LBS) „ein gutes Jahr“, weil sowohl im Bausparneugeschäft als auch im Finanzierungsgeschäft die Erwartungen übertroffen wurden. Das Rekordtief der Zinsen, die hohe Wirtschaftskraft und die niedrige Arbeitslosigkeit hätten die enorme Nachfrage nach Wohneigentum und Baufinanzierungen in Bayern befördert, erläuterte Vorstandsvorsitzender Erwin Bumberger in der Bilanz-Pressekonferenz. Für viele Menschen sei eben Wohneigentum in Bayern immer noch erreichbar.

Die LBS habe sich in den vergangenen Jahren strategisch mit bemerkenswertem Erfolg auf die Nullzinspolitik eingestellt, doch es brauche noch etwas Zeit, bis sich die Anstrengungen auch in steigenden Erträgen niederschlügen. Wie angekündigt, liegt der Jahresüberschuss für 2018 bei Null. Und das werde auch bis 2021, 2022 so sein, denn es bleibe wohl noch Jahre bei den Niedrigzinsen. Für die LBS gehe es darum, sich in diesem extremen Kapitalmarktumfeld zu behaupten. Die permanenten Anstrengungen kämen einem Dauerlauf gleich, weil eine Zinswende einfach nicht in Sicht sei.

LBS-Qualitätsprodukte

Das Bausparneugeschäft legte um 8,7 Prozent, dem größten Plus seit 2010, auf 7,6 Mrd. Euro zu. Mit einem ähnlichen Ergebnis sei auch im laufenden Jahr zu rechnen. Als Grund für die Zuversicht nannte Bumberger die Qualität der LBS-Produkte wie langfristige Zinssicherheit, günstige Konditionen und große Flexibilität. Ein großer Teil des Neugeschäfts sei schon mit konkreten Immobilienfinanzierungen verbunden. Wer noch über keinen zuteilungsreifen Bausparvertrag verfüge, könne auf einen Kombikredit zurückgreifen.

Dabei wird ein Darlehen bei der LBS oder einer Sparkasse abgeschlossen, das zunächst nicht getilgt wird. Stattdessen fließen die monatlichen Raten in einen Bausparvertrag, der das Darlehen ablöst, sobald er zuteilungsreif ist. Dann wird aus dem Darlehen ein Bauspardarlehen. Im Berichtsjahr wurden solche Vorfinanzierungen über 1,7 Mrd. Euro abgeschlossen. Insgesamt hat sich das Finanzierungsgeschäft extrem stark entwickelt.

Die Auszahlungen stiegen um ein Viertel auf 1,5 Mrd. Euro. Dabei wurde der lange Zeit zu beobachtende Rückgang der Bauspardarlehen gestoppt. Ihre Auszahlungen legten um 6 Prozent auf 360 Mio. Euro zu. Bei den Sofortfinanzierungen gab es mit einem Plus von 29 Prozent auf mehr als 940 Mio. Euro einen Rekordwert. Das noch junge Geschäft mit Annuitätendarlehen wuchs um 52 Prozent auf 225 Mio. Euro. Und auch das Geschäft mit institutionellen Investoren hat sich erfolgreich entwickelt. 2018 wurden 115 Mio. Euro Bausparsumme und 13 Mio. Euro an Sofortfinanzierungen mit Kommunen und kommunalen Unternehmen abgeschlossen.

Zusätzlich werden im Verbund mit den Sparkassen seit vergangenem Jahr auch Wohnungsunternehmen angesprochen. Auf Anhieb habe man eine Bausparsumme von 95 Mio. Euro und ein Finanzierungsvolumen von 22 Mio. Euro erzielt. Heuer werde man diese Volumina wohl steigern können. Für 2019, so Bumberger, peile man insgesamt ein ähnlich hohes Kreditgeschäft wie 2018 an.

Diverse Vertriebsschienen

Als Grundlage für diesen Erfolg sieht man bei der Bayern-LBS, dass man sich mehrerer Vertriebsschienen bedient. Über die zum S-Finanzverbund gehörenden Sparkassen werden 80 Prozent des Bausparneugeschäftes hereingeholt. Darüber hinaus arbeitet die LBS mit eigenen und freien Handelsvertretern und freien Finanzberatern, die ihr Geschäft überwiegend über Online-Plattformen (E-hyp und Finmas) abwickeln, in die auch LBS-Produkte eingebunden sind. Auf diese freien Finanzberater entfällt laut LBS etwa ein Viertel des Marktes für Baufinanzierungen.

Künftig will die S-Finanzgruppe den Drittvermittlern eine eigene „Pooling-Plattform“ bieten, die „FORUM Direktfinanz GmbH“, eine Tochter der LBS West, die derzeit das Plattformgeschäft für die Sparkassen in Nordrhein-Westfalen bündelt und noch in diesem Jahr deutschlandweit als zentrales Angebot der gesamten LBS-Gruppe zur Verfügung stehen wird. FORUM wird neben dem Produktangebot aus dem Sparkassenverbund auch verbundfremde Anbieter integrieren.

Als neuester Vertriebsschritt gilt die Vertriebsausweitung auf die Agenturen der Versicherungskammer Bayern, die ebenfalls zum S-Verbund gehört. Die ersten Monate der Kooperation liefen vielversprechend, sagte Bumberger, in dieser Zusammenarbeit sei noch viel Potenzial vorhanden.

Niedrigeres Betriebsergebnis

Das Vorstandsmitglied Gerhard Grebler erläuterte, wieso der Jahresüberschuss für 2018 bei Null liegt, der im Jahr zuvor immerhin noch 9,6 Mio. Euro betragen hatte. Einen ersten Hinweis bietet das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge, das mit 25,9 (53,2) Mio. Euro um gut 27 Mio. Euro niedriger als im Jahr zuvor ausfiel.

Der Planwert lag allerdings bei nur 12,9 Mio. Euro. Zum Rückgang des Betriebsergebnisses hat insbesondere das Zinsergebnis beigetragen, das vor allem auf Grund eines Sondereffektes auf 151,4 (182) Mio. Euro schrumpfte. Auf Grundlage des Investment-Steuerreform-Gesetzes waren 2017 nämlich bis dahin thesaurierte Erträge von Geldanlagen in Spezialfonds entnommen worden, was allein etwa 25 Mio. Euro ausmacht.

Erträge, die 2018 nicht mehr zur Verfügung standen. Außerdem sanken die Zinserträge aus Baudarlehen. Dieser Ertragsrückgang im Bauspardarlehensgeschäft konnte allerdings durch die Steigerung im Finanzierungsgeschäft etwas abgemildert werden. Zudem konnte der Zinsaufwand für Bauspareinlagen, die sog. Habenzinsen, leicht reduziert werden, denn der durchschnittliche Zinssatz der Bauspareinlagen war weiter rückläufig, während der Einlagenbestand nur leicht gewachsen ist.

Hier zahlen sich die „Bestandspflege-Bemühungen“ der LBS aus, ihre Bestandskunden dazu zu bewegen, ihre bestehenden Verträge mit hohen oder gar noch ziemlich hohen Habenzinsen umzustellen auf neue Verträge mit „zeitgemäß“ niedrigeren Habenszinsen, dafür aber auch mit den derzeit extrem niedrigen Sollzinsen. Man sei dabei gut vorangekommen, vor allem bei Kunden, deren Bausparvertrag schon bald fällig werde. Bei Kunden, deren Bausparvertrag noch lang bis zur Reife (Zuteilung) habe, sei die Überzeugung zur Umstellung schwieriger.

Verbessertes Provisionsergebnis

Das Provisionsergebnis wurde um 1 Mio. Euro auf -4,1 (-5,1) Mio. Euro verbessert, was heißt, dass weniger Provisionen für die Vermittlung von Bauspar- und Finanzierungsgeschäft gezahlt wurden.

Die allseits spürbaren Sparbemühungen schlugen sich auch im Verwaltungsaufwand nieder, der mit 94,7 (105) Mio. Euro um gut 10 Mio. Euro unter dem Vorjahreswert lag. Hier machten sich Einsparungen bei Löhnen und Gehältern – die Zahl der Beschäftigten (ohne Azubis und Trainees) ging um 2,5 Prozent auf 636 zurück – und geringere Aufwendungen für Altersvorsorge bemerkbar. Die Einsparungen bei der Altersvorsorge resultieren vor allem aus der geänderten Abzinsungspraxis für Pensionsrückstellungen.

Der Saldo der sonstigen Aufwendungen und Erträge fiel mit -18,7 (-26,7) Mio. Euro um 8 Mio. Euro unter den Vorjahreswert.

Trotz des „Sparens an allen Ecken und Enden“ steht die LBS vor wichtigen Investitionen, um das Institut weiter voranzubringen. Der Schwerpunkt werde auf der Digitalisierung liegen, sagte, Grebler.

Es geht um digitale Beratungsprozesse, die immer mehr Sparkassen anbieten. Auf diesem Wege können seit März auch Bausparverträge abgeschlossen werden, und zwar vom Antrag bis zur elektronischen Unterschrift. Die finalen Vertragsunterlagen kann der Kunde über das elektronische Postfach seiner Sparkasse empfangen. Bis zum Jahresende dürfte jede zweite bayerische Sparkasse diesen Service bieten.

Prozessintegration

Ein zentrales Projekt ist die Integration der Prozesse der Bayern-LBS in die gemeinsame IT-Welt der Landesbausparkassen. Der Wechsel (Migration genannt) auf das System „OSPlus LBS“ sei eine zwingende strategische Notwendigkeit, auch wenn das erhebliche Ressourcen in Anspruch nehme und viel Geld koste. Die Umstellung (Cutover genannt) soll im August 2020 erfolgen.

Vorstandschef Bumberger legte großen Wert auf die Erläuterung, wieso Wohneigentum trotz der gestiegenen Preise für viele Menschen in Bayern immer noch erreichbar sei. Die Zinsen lägen heute etwa 75 Prozent niedriger als vor zehn Jahren.

Laut Studie „Wohnen in Deutschland 2019“ des Instituts der Deutschen Wirtschaft (DIW) zahle ein „durchschnittlicher“ Immobilienkäufer in Deutschland heute 72.500 Euro weniger Bauzinsen als vor zehn Jahren. Im selben Zeitraum seien die Einkommmen in Bayern um etwa 25 Prozent gestiegen. Das relativiere die Preisanstiege im Immobilienmarkt, die nach LBS-Angaben zuletzt ein klein wenig moderater gestiegen sind, erheblich. Zusätzlich gebe es Rückenwind dank staatlicher Förderungen, die sich auf zehntausende Euro summieren könnten.

Bumberger nannte hier das Baukindergeld, die bayerische Eigenheimzulage, die Wohnriester-Regelung und nicht zuletzt die Wohnungsbauprämie, die aber nach mehr als 20 Jahren endlich an die allgemeine Preis- und Gehaltsentwicklung angepasst werden müsse – wie es in der großen Koalition vereinbart sei. Das stärke die Altersvorsorge junger Menschen.

dhg

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