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(GZ-14-2019)
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► Münchner Workshop:

 

Geothermie in der Praxis

 

Neue Ideen und praktische Erfahrungen in der oberflächennahen und tiefen Geothermie präsentierte und diskutierte der Workshop „Geothermie in der Praxis“, veranstaltet von der Arbeitsgruppe Geothermie am Lehrstuhl Hydrogeologie der Technischen Universität München.

Im ersten Block des Workshops stand das Heizen und Kühlen von Gebäuden und Quartieren mit innovativen Systemen im Vordergrund. Alternativ zu den klassischen Systemen der oberflächennahen geothermischen Nutzung gibt es für besondere Standortbedingungen wenig verbreitete innovative Systeme. Zwei dieser Systeme wurden diskutiert:

Während Grundwasserzirkulationsbrunnen nur mit einer Brunnenbohrung umgesetzt werden, versprechen erdgekoppelte Hohlpfähle auch bei ungünstigen Standortbedingungen eine effiziente Bedarfsabdeckung.

Wie eine regenerative Heizung von Quartieren im ländlichen Raum innovativ umgesetzt wird, wurde anhand des mit dem bayerischen Umweltpreis ausgezeichneten Nachhaltigkeitsprojekts „Kaltwärme-Versorgung - Erneuerbarer Energie einen Wert geben“ der Energiegenossenschaft ÜZ Mainfranken dargestellt.

Die elementarste Herausforderung bei der Umstellung der fossilen hin zu einer emissionsfreien Energieversorgung ist es, die regenerative Strombereitstellung und den Energieverbrauch zu synchronisieren. Dabei wird es immer wichtiger, regenerative Energie für die Sektoren Wärme und Mobilität bereitzustellen sowie diese mit allen verfügbaren Speichertechnologien zu kombinieren.

Daher sieht die ÜZ ihre Rolle als regionaler Akteur so, dass erneuerbarer, emissionsfreier Strom einer dauerhaften Nutzung zuzuführen ist und damit seinen Wert behält. Gemeinsam mit Kommunen entwickelt sie insbesondere die wärmetechnische Erschließung von Neubaugebieten. Das Konzept der ÜZ beruht auf dem Einsatz von regional regenerativ erzeugtem Strom zur Nutzung oberflächennaher Geothermie.

Durch den Einsatz von Wärmepumpen mit kombiniertem Speicher wird die kalte Energie, die in der Erde vorhanden ist, auf Heizungswärmeniveau gebracht – daher auch der Name „Kaltwärme“. Mit dieser Technik lässt sich eine CO2-freie Heizung realisieren. Ein darauf angepasstes Tarifsystem vervollständigt das Konzept, wie Frank von Brandis vom Planungsbüro Erdwärme PLUS erläuterte.

Teil 2 des Workshops widmete sich der tiefen Geothermie. Im süddeutschen Molassebecken werden hier die meisten Projekte in Deutschland realisiert. Die drei jüngsten Projekte wurden im Workshop vorgestellt. Planung, Durchführung und erste Ergebnisse aus der Exploration wurden aus Pullach berichtet, wo die tiefe Geothermie weiter ausgebaut werden soll. Von ihren Erfahrungen aus der Umsetzung berichteten zudem die Verantwortlichen des Geothermieprojekts Garching a. d. Alz und des innerstädtischen Projekts an der Schäftlarnstraße in München.

Anlage am HKW Süd

Die SWM haben mittlerweile die vierte von sechs Bohrungen an der Geothermieanlage am HKW Süd fertiggestellt, nun haben die Pumpversuche begonnen. Dadurch wird ermittelt, ob die Ergiebigkeit und die Temperatur des Thermalwasservorkommens den Erwartungen entsprechen. Bis Ende 2019 wollen die SWM alle sechs Bohrungen fertiggestellt haben. Die Langzeitpumpversuche sollen dann im nächsten Jahr abgeschlossen sein, so dass die Geothermieanlage bereits 2020 ans Netz gehen kann. Die bisher erhobenen Daten deuten bereits an, dass die Leistung der Anlage sogar mehr als die geplanten 50 Megawatt beträgt. Damit können mehr als 80.000 Münchner in der Zukunft mit Ökowärme versorgt werden.

Die Geothermieanlage am HKW Süd ist Teil der Ausbauoffensive Erneuerbare Energien, mit der die SWM das Ziel verfolgen, München bis 2040 mit 100 Prozent CO2-neutraler Fernwärme zu versorgen.

DK

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