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(GZ-6-2019)
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► Bayerns Volks- und Raiffeisenbanken setzen auf Wachstum:

 

Die Genossenschaftsbanken zählen zu den stabilsten Banken Europas

GVB-Präsident Jürgen Gros: „Zinswende kaum vor 2020“

 

Trotz anhaltender Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Belastungen an den Finanzmärkten haben Bayerns Volks- und Raiffeisenbanken nach den Worten von Jürgen Gros, Präsident des Genossenschaftsverbandes Bayern (GVB), im Berichtsjahr 2018 eine gute Entwicklung genommen und einen respektablen Gewinn erwirtschaftet. Auch wenn das addierte Ergebnis vor Steuern der 236 (Vorjahr: 244) Genossenschaftsbanken um 16 % auf 1,241 (Vorjahr: 1.481) Mrd. Euro zurückgegangen sei, spiegle sich nach dem sehr guten Vorjahr darin eine Rückkehr zur Normalität. Trotz der eingetrübten Konjunkturaussichten zeigt sich der Verband für das laufende Jahr zuversichtlich, auch wenn mit einer Zinswende frühestens 2020 zu rechnen sei.

 GVB-Präsident Jürgen Gros (l.) und GVB-Vorstand Alexander Büchel beim Bilanzpressegespräch 2019 der Volksbanken und Raiff- eisenbanken in Bayern.
GVB-Präsident Jürgen Gros (l.) und GVB-Vorstand Alexander Büchel beim Bilanzpressegespräch 2019 der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Bayern.

In dieser finanztechnisch schwierigen Zeit haben die Genossenschaftsbanken auf Wachstum gesetzt, und sie tun dies auch in Zukunft. Diese Politik zieht sich quer durch alle Sparten. So wurde die Bilanzsumme um 4,7 % auf 167,6 (160,1) Mrd. Euro ausgeweitet. Die Anlagen der Kunden wuchsen stärker als im Vorjahr und stiegen um 4,8 % auf 130,1 (124,1) Mrd. Euro. Unter Berücksichtigung von Geldern, die bei Partnerunternehmen wie Union Investment oder Bausparkasse Schwäbisch Hall angelegt sind, betreuten die Genossenschaftsbanken Anlagen im Wert von 209,0 (202,5) Mrd. Euro, was einem Plus von 3,2 % entspricht. Grund für den Zuwachs sei insbesondere die gestiegene Sparquote der Privathaushalte, die zum Jahresende 2018 mit 10,3 % den höchsten Stand seit 2008 erreichte.

Gestiegenes Kreditvolumen

Die Einlagen bilden das Fundament für den wichtigsten Wachstumsträger, nämlich die Kredite, vor allem die Firmenkredite. Ihr Kreditvolumen steigerten die Genossenschaftsbanken um 6,1 % auf 102,4 (96,5) Mrd. Euro. Wie schon 2017 war der Wachstumsmotor das Geschäft mit mittelständischen Kunden, denen die Banken zum Jahresende Kredite in Höhe von 53,2 (52,4) Mrd. Euro (+ 7,6 %) zur Verfügung stellten.

Im Bau- und Immobiliengeschäft war das Wachstum weiterhin hoch, hat sich aber etwas verlangsamt. Andererseits nahmen die Darlehen an Betriebe aus anderen Branchen, wie dem Agrarsektor, dem Handel oder dem Verarbeitenden Gewerbe, stärker zu als im Vorjahr. Gros: „Erstmals seit 2012 haben die Institute in sämtlichen Branchen mehr Kredite ausgereicht als im Jahr zuvor.“ Neben diesen direkten Krediten entwickelten sich auch die über Verbundunternehmen vermittelten außerbilanziellen Kredite sehr erfreulich, denn sie nahmen um 11,1 % auf 14,7 (13,2) Mrd. Euro zu. Gefragt waren vor allem langlaufende Baufinanzierungen.

„Mit ihrem Wachstum im Kredit- und Einlagengeschäft knüpfen Bayerns Genossenschaftsbanken an die erfolgreiche Geschäftsentwicklung der vergangenen zehn Jahre an“, sagte Gros in der Bilanzpressekonferenz. Dabei erhöhten sie die verwalteten Bestände an Kundeneinlagen und Darlehen stärker als der Marktdurchschnitt und weiteten ihre Bilanzsumme in diesem Zehnjahreszeitraum um 47 % aus. Laut Bundesbankstatistik kletterte der Marktanteil der bayerischen Genossenschaftsbanken im Firmenkundengeschäft zum Halbjahr 2018 auf 20,6 %, im Privatkundengeschäft wurden 25,0 % erreicht. Gros: „Die Genossenschaftsbanken haben ihre starke Stellung im Freistaat ausgebaut, dies insbesondere, weil der Mittelstand kräftig investiert hat.“

LfA-Förderkredite

Bayerns Volksbanken und Raiffeisenbanken haben 2018 mehr als 680 Mio. Euro an Förderkrediten der LfA Förderbank Bayern zugesagt. Das ist ein Zuwachs von rund 18 % gegenüber dem Vorjahr. Mit über 2.500 Zusagen an den bayerischen Mittelstand haben sie fast 50 % der zugesagten LfA-Programmkredite vergeben. Dies entspricht einem Anteil von rund 35 % des gesamten programmgebundenen Förderkreditvolumens, teilte die LfA mit. Otto Beierl, Vorstandsvorsitzender der LfA, erläutert: „Unsere Kooperation mit den Volksbanken und Raiffeisenbanken bleibt ein Erfolgsmodell für den bayerischen Mittelstand, und Gros ergänzte: „Die Förderangebote der LfA ermöglichen der Wirtschaft im Freistaat Investitionen und Innovationen zu starken Konditionen.“

Natürlich wurde die Ertragslage durch die Zinssituation belastet. Die Zinsspanne sank auf 1,81 (1,93) % der durchschnittlichen Bilanzsumme. Der Zinsüberschuss ging um 1,9 % auf 2,956 (3,013) Mrd. Euro zurück. Ein noch stärkerer Rückgang konnte durch die die Ausweitung des Kreditvolumens vermieden werden. „Daraus folgt“, so Gros, „dass unsere Banken auf ein nachhaltiges Neugeschäft angewiesen sind. Bei einem stagnierenden Bilanzvolumen wäre der Zinsüberschuss nicht nur um 57 Mio. Euro, sondern um fast 200 Mio. Euro gesunken.“ Positiv wirkte sich auch die Steigerung des Provisionsüberschusses um 6,2 % auf 1,094 (1,030) Mrd. Euro aus. Die Provisionsspanne blieb mit 0,67 (0,66) % nahezu unverändert.

Zur Ertragslage hat auch das Kostenbewusstsein beigetragen. Zwar legten die Kosten, vor allem wegen der Personalkosten, leicht um 0,8 % auf 2,613 (2,591) Mrd. Euro zu, doch blieben sie bei einer Kosten-/Nutzen-Relation (CIR) von 64,7 (64,1) % deutlich unter dem Branchendurchschnitt. Die Zahl der Mitarbeiter ging leicht auf 31052 (31763) zurück, die Zahl der Banken bei 8 Fusionen auf 236 (244), die der Geschäftsstellen auf 2254 (2382). Leicht rückläufig war auch die Zahl der Kunden auf 6,451 (6,489) Mio., „dies vor allem aus demographischen Gründen“. Nahezu unverändert blieb die Zahl der Mitglieder (Genossen) mit 2,669 (2,677) Mio. Heuer dürfte es wieder zu etwa 8 Fusionen kommen.

Bewertungszahlen

Die Stabilität der Genossenschaftsbanken zeigt sich in den Bewertungszahlen. Im Kreditgeschäft konnten auf Grund der guten Wirtschaftslage im Verbandsgebiet Risikovorsorgen von 49 (31) Mio. Euro aufgelöst werden. Im Wertpapierbestand waren (einstweilen buchhalterische) Wertberichtigungen von 310 (62) Mio. Euro Abschreibungen nötig, vor allem wegen der Kursrückgänge an der Börse. Im Eigendepot haben die Banken Wertpapiere über etwa 70 Mrd. Euro. „Weil die Genossenschaftsbanken ihr Eigenkapital erneut aufgestockt haben – das Kernkapital legte um 1,1 % auf 15,0 (13,9) Mrd. Euro zu, was die Kernkapitalquote auf 15,7 (15,3) % erhöhte – „gehören Bayerns Genossenschaftsbanken zu den stabilsten Banken Europas“, stellte Gros fest.

Zwar werde das Wachstum heuer sowohl im Kredit- als auch im Einlagengeschäft langsamer vorankommen, jedoch gebe es keinen Grund für Depressions-Pessimismus. Immerhin betrage das Wachstum noch 0,8 %. Da die Zinswende frühestens 2020 komme, rechnet man bei den Genossen etwa im Jahr 2023 mit dem Zinstief. Die Konsolidierungsphase werde weiter gehen, wenn auch etwas moderater als bisher.

Wünsche an die Politik

Anlässlich der bevorstehenden Europawahlen äußerte der Genossenschaftsverband seine Wünsche an die Politik. So fordert er hinsichtlich der Bankenunion Risikoabbau und mehr Prävention, mehr finanziellen Verbraucherschutz durch Regelvereinfachung und Bürokratieabbau, ein nachhaltiges Finanzwesen durch eine stabilitätsorientierte Finanzmarktregulierung einschließlich der Vermeidung von Ökobürokratie. Des Weiteren stehen auf der Forderungsliste, die EU-Finanzaufsicht möge neue Risiken angemessen regulieren, für bessere Rechtsetzung und mehr Bürokratieabbau eintreten, in der Energiepolitik den Fokus auf regenerative und dezentrale Energien legen und die gemeinsame Agrarpolitik zielgerichtet weiterentwickeln.

DHG

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