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(GZ-22-2018)
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► Praxisforum Geothermie.Bayern 2018:

 

Gute Argumente für heimische Energiequelle

 

Mitte Oktober traf sich die Geothermiebranche beim Praxisforum Geothermie.Bayern 2018 im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München. Dabei standen zahlreiche aktuelle Themen auf der Agenda: von geothermischen Explorationsstrategien über die Effizienz von Wärmenetzen bis zu neuesten Erkenntnissen aus Betrieb und Forschung. Das Praxisforum wurde heuer von der Agentur ENERCHANGE GmbH & Co. KG in Kooperation mit dem EGEC European Geothermal Energy Council, dem Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie e.V. (BVEG), der Geothermie-Allianz Bayern und dem Lehrstuhl für Hydrogeologie an der TUM präsentiert. 

„Die Geothermie hat viele gute Argumente auf ihrer Seite“, so Schirmherr Franz Josef Pschierer in seinem Grußwort. „Klimaschutz, langfristige Versorgungssicherheit, Unabhängigkeit der Energieversorgung aufgrund der Nutzung einer heimischen Energiequelle sowie der geringe Flächenverbrauch sind nur einige Beispiele.“ Gleichzeitig sieht Pschierer jedoch auch erhebliche Herausforderungen aufgrund einer Vielzahl noch nicht geklärter geowissenschaftlicher und technischer Zusammenhänge. „Die Staatsregierung trägt dem Rechnung. So haben wir die Geothermie-Allianz Bayern neu gegründet und hier wegweisende Projekte der Hochschulverbundforschung initiiert.“

Ministerialrat Rainer Zimmer vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Technologie und Energie erläuterte in der Opening-Keynote die Auswirkungen der Umsetzung der Einwirkungsbereichs-Bergverordnung für den Bohrlochbergbau. Johannes Schneider vom Landesamt für Umwelt ging im Workshop „Betrieb geothermischer Anlagen: Lösungsansätze für Ausfällungen“ auf die wasserwirtschaftlichen Vorgaben zur Erhöhung der Betriebssicherheit ein.

„Geothermie ist die klimafreundlichste erneuerbare Energiequelle, die uns zur Verfügung steht“, konstatierte Christiane Lohse vom Umweltbundesamt (UBA) in ihrer Keynote. „Ohne ihre Nutzung wird Deutschland seine Klimaschutzziele verfehlen.“ In einer 2018 erschienenen Studie ermittelte das UBA für die Geothermie ein technisch-ökologisches Potenzial von 50 Terawattstunden (TWh) jährlich in der Stromerzeugung und 100 TWh in der Wärmeversorgung. Diese Potenziale seien erschließbar und müssten auch erschlossen werden, um Deutschland bis 2050 zu einem Treibhausgas neutralen Land zu machen.

Dass die Entwicklung der Tiefengeothermie bei weitem nicht nur Zukunftsmusik ist, beweisen zahlreiche realisierte Projekte, von denen einige vorgestellt wurden. So zeigte Christine Cröniger die Vision der Stadtwerke München (SWM) auf, bis 2040 die Millionenstadt zu 100 % aus erneuerbaren Energien zu versorgen. Bei der Wärmeerzeugung nimmt die tiefe Geothermie hier eine äußerst wichtige Rolle ein (siehe dazu unten stehenden Bericht).

Preisverleihung

Ein Höhepunkt beim diesjährigen Praxisforum Geothermie.Bayern war die Verleihung des Geothermischen Energiepreises Bayern. Auszeichnungen erhielten die besten geothermischen Anlagen in den Kategorien Wärme und Strom. Zudem wurde der Christian-Hecht-Preis verliehen. Dieser ehrt junge Wissenschaftler für besondere Leistungen im Bereich angewandte Geothermieforschung.

In der Kategorie Strom konnte das 2014 in Betrieb gegangene Geothermiekraftwerk Sauerlach der Stadtwerke München überzeugen, unter anderem in der produzierten Strommenge und den Volllaststunden. „Sauerlach verfügt über ein gutes Konzept, eine gute Erschließung und eine gute Planung“, unterstrich Jörg Uhde, Geschäftsführer der Pfalzwerke geofuture GmbH in seiner Laudatio. „Aus einem guten Projekt wird dann ein hervorragendes durch einen professionellen Betrieb.“

Mit der Geothermieanlage Pullach wurde ein Pionier der geothermalen Wärmewende als Goldenes Heizwerk 2017 ausgezeichnet. Bewertet wurden die erzeugten Wärmemenge und die Performance. „Mit Pullach zeichnen wir einen Pionier in der geothermalen Wärmewende aus“, würdigte Jörg Uhde die Leistung. „Pullach zeigt, dass kommunales Unternehmertum erfolgreich sein und dass das Gold, das unter unseren Füßen liegt, zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger gehoben werden kann.“

Erstmalig wurde heuer der Christian-Hecht-Preis verliehen, der Nachwuchswissenschaftler im Bereich angewandte Geothermie-Praxis auszeichnet. Gesucht und gefunden hat eine fünfköpfige Jury aus Wirtschaft und Wissenschaft die beste angewandte nachwuchswissenschaftliche Arbeit zur tiefen Geothermie im bayerischen Molassebecken. Die Doktorandin Elena Mraz erhielt die Auszeichnung für ihre Arbeit zur Reservoircharakterisierung, um Explorationskonzepte im oberen Jura des südlichen bayerischen Molassebeckens zu verbessern.

GeoTHOUR

Abgerundet wurde das Praxisforum Geothermie.Bayern 2018 mit einer GeoTHOUR, in dessen Rahmen eine geothermische Anlage im Bau und eine im Betrieb besichtigt wurden. Die SWM teufen aktuell ihr zweites Bohrloch auf dem Gelände des Heizkraftwerks Süd mitten im dicht besiedelten urbanen Raum ab. Ab 2020 soll eine Dreifach-Dublette mit insgesamt sechs Bohrungen (für Produktion und Injektion) 80.000 Münchnerinnen und Münchner mit regenerativer Fernwärme versorgen. Mit der vorgeschriebenen Sicherheitsausrüstung ausgestattet konnten die Exkursionsteilnehmer die Bohrung in Aktion sehen. Im Anschluss daran ging es in die geothermische Wärmezentrale Unterföhring, die seit 2010 etwa die Hälfte des 11.500-Einwohner-Ortes mit Fernwärme versorgt.

DK

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