Fachthemazurück

(GZ-21-2018)
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► 3. AKDB-Kommunalforum in München:

 

Willkommen in der Digitalisierung!

 

Das AKDB-Kommunalforum präsentiert sich zusehends als führende Veranstaltung für innovative digitale Lösungen. Von Chatbots, künstlicher Intelligenz über Blockchain bis hin zu interoperablen Bürgerservice-Portalen bot der etablierte Branchentreff für Führungskräfte und Sachbearbeiter aller kommunaler Ebenen auch in diesem Jahr ein breit gefächertes Spektrum an Zukunftsthemen für über 1.000 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet.

Die AKDB und 25 weitere Partner präsentierten interessierten Teilnehmern aktuelle Lösungen rund um die Digitalisierung. r
Die AKDB und 25 weitere Partner präsentierten interessierten Teilnehmern aktuelle Lösungen rund um die Digitalisierung. r

 

Auf der Agenda standen unzählige Keynotes und Fachvorträge von insgesamt 50 Referenten, eine Begleitausstellung mit 25 Lösungspartnern sowie erstmals diverse Praxis-Workshops, in denen die Besucher gemeinsam mit Experten der AKDB-Tochter Living Data vor Ort konkrete Lösungen, z. B. bei der Gestaltung einer mobilen App oder einer kommunalen Profi-Website erarbeiten konnten.

„Die AKDB und ihre Kunden und Partner gestalten die Digitalisierung aktiv und innovativ mit“, stellte Vorstandsvorsitzender Rudolf Schleyer in seiner Begrüßung fest. Meilensteine wie das Bayerische Behördeninformationssystem oder der Vorausgefüllte Meldeschein und nicht zuletzt das Bürgerkonto und das Bürgerservice-Portal seien in Bayern entwickelt worden und hier bundesweit zum ersten Mal und mit Vorbildcharakter zum Einsatz gekommen. „Sie haben dazu beigetragen, dass das digitale Rathaus in Bayern und darüber hinaus bereits in vielen Bereichen Realität ist“, so Schleyer.

Vereinfachte Dienstleistung

Besonders bemerkenswert dabei sei, dass die Bürgerinnen und Bürger die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung außerordentlich positiv sehen. Laut einer repräsentativen Forsa-Befragung vom Juli dieses Jahres haben in Deutschland 52 % der lnternetnutzer schon einmal in irgendeiner Form von einer Online-Dienstleistung der Behörden Gebrauch gemacht. Während 65 % der Befragten den Eindruck haben, dass von vielen Unternehmen Dienstleistungen nur deshalb digitalisiert werden, weil das technisch möglich ist, sagen 76 % der Befragten, dass die Digitalisierung von Verwaltungsdienstleistungen der Stadt- bzw. Gemeindeverwaltungen für Bürger und Verwaltung vieles einfacher macht.

Dennoch gibt es Schleyer zufolge noch Einiges zu tun: „Wenn bis zum Jahr 2022 gemäß dem Onlinezugangsgesetz alle digitalisierbaren Verwaltungsdienstleistungen auch digital angeboten werden sollen, müssen vor allem auch viele gesetzliche Rahmenbedingungen verändert, aber auch technologische Möglichkeiten schneller und effizienter genutzt werden. Wir dürfen uns nicht in konzeptionellen Diskussionen verstricken, die uns letztlich nicht wirklich weiterbringen. Wir müssen uns bei unseren Konzepten einerseits an den Bürgerinnen und Bürgern orientieren, die den Bedienungskomfort des Onlineshoppings auch bei den digitalisierten Diensten der öffentlichen Verwaltung erwarten. Und wir müssen diese Erwartungen andererseits in Einklang bringen mit dem hohen Sicherheitsniveau und den notwendigen Anforderungen an eine rechtssicher und rechtskonform handelnde öffentliche Verwaltung“, machte der Vorstandschef deutlich.

Schleyer lud die Teilnehmer ein, die Chancen der Digitalisierung zu ergreifen: „Wir sind überzeugt davon, dass die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen eine dreifache, also eine Win-Win-Win-Situation schaffen kann: für die öffentliche Verwaltung, für Mitarbeiter in den Verwaltungen und für Bürger.“ Er rief dazu auf, die Digitalisierung zu nutzen, um die Verwaltung noch bürgerfreundlicher zu machen und versicherte, dass die AKDB und ihre Partner dafür ihren tatkräftigen Beitrag leisten werden.

Der Bundesbeauftragte für Informationstechnik, Klaus Vitt unterstrich in seiner Keynote, dass die Digitalisierung für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes von zentraler Bedeutung ist. Grundvoraussetzung sei ein funktionierender Portalverbund mit einer breiten Anzahl von Bürgerservices und integrierten E-Akten. Dass von der schnellen Digitalisierung nicht nur die Zukunft Deutschlands, sondern auch Europas abhängt, machte Paul Nemitz von der Generalverwaltung Justiz und Verbraucher der Europäischen Kommission deutlich. Er zeigte die Chancen auf, die GovBots und künstliche Intelligenz für Verwaltungen und Bürger eröffnen. Nur so könne man das Ziel eines digitalen Binnenmarktes erreichen.

Wichtiger Standortfaktor

„Digitale Infrastruktur ist ein wichtiger Standortfaktor für gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Bayern. Durch Digitalisierung wird die Welt in den ländlichen Raum getragen. Hierdurch entstehen neue Chancen und Möglichkeiten, auch in der Arbeitswelt. Voraussetzung hierfür sind bestmögliche Rahmenbedingungen, wie gute Infrastruktur mit Glasfaser, WLAN und Mobilfunk sowie IT-Sicherheit in der Infrastruktur“, unterstrich Finanzstaatssekretär Dr. Hans Reichhart.

„Wir wollen, dass Behördendienste digital an jedem Ort, zu jeder Zeit und mit jedem Gerät rund um die Uhr verfügbar und sicher zugänglich sind. Mit dem BayernPortal steht bereits ein digitaler Lotse durch Bayerns Verwaltung zur Verfügung“, betonte Reichhart. Das BayernPortal bildet den zentralen Zugang für Bürger, Verwaltung und Unternehmen zu Informationen und Onlinediensten aller staatlicher Behörden und Kommunen. Es bündelt staatliche und kommunale Online-Dienste, wobei die kommunalen Portale eigenständig erhalten bleiben. Alle digitalen Verwaltungsdienstleistungen von Freistaat und von Kommunen sind hier abrufbar.

Inzwischen nutzen bereits über 1.800 bayerische Kommunen (von 2.056) die E-Government-Basisdienste des BayernPortals und bieten Verwaltungsleistungen online an. Die Zahl der teilnehmenden Kommunen hat sich damit seit dem Start des Portals im Jahr 2015 verfünffacht. Ebenso steigt die Zahl der Nutzer mit mittlerweile ca. 280.000 Besuchern pro Monat. Reichhart zufolge wird die digitale Verwaltung weiter ausgebaut, mit neuen Angeboten für Bürger, Wirtschaft und Kommunen.

Wichtig für die Akzeptanz der digitalen Verwaltung sei die IT-Sicherheit. Mit dem Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) rüste sich Bayern massiv gegen Cyberbedrohung, erklärte der Staatssekretär. Der Schutz des Behördennetzes habe höchste Priorität. Das Behördennetz sei die zentrale, geschützte IT-Infrastruktur der staatlichen und kommunalen Verwaltung. Das LSI werde hierbei künftig auch die Kommunen beraten.

Auf großes Interesse im Publikum stieß das Förderprojekt „Digitales Dorf“. Dazu konnten sich Gemeinden in Bayern mit Digitalisierungsprojekten bewerben. Im Rahmen des Kommunalforums stellte Bürgermeister Karlheinz Roth das Projekt für den südbayerischen Sieger, den Gemeindeverbund Spiegelau-Frauenau, vor. Darin geht es um die Digitalisierung von Verwaltungs-, Medizin-, Nahversorgungs- und Mobilitätsangeboten.

„Unterbleiben im ländlichen Raum strukturelle Maßnahmen für digitale Teilhabe, führt die Digitalisierung neben dem demografischen Wandel zu einer Verschärfung der Ungleichgewichtung“, mahnte Carsten Große Starmann, Projektleiter LebensWerte Kommune von der Bertelsmann Stiftung. Er präsentierte herausragende Digitalisierungsprojekte wie das Nachbarschaftsportal nebenan.de und das Innovationsprojekt Freiham - das EU-Leuchtturm-Projekt für eine smarte Stadt, an dem auch München teilnimmt.

Verwaltungsarbeit der Zukunft

Herausforderungen des digitalen Wandels für Mitarbeiter und Rekrutierungsstrategien der Kommunalverwaltungen: In einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion sprachen Experten darüber, wie Verwaltungsarbeit in ein paar Jahren aussehen wird, wie vorhandenes Personal für digitale Veränderungen begeistert und wie Digitalisierung als Chance bei der Personalgewinnung genutzt werden kann.

Wie ein digitaler Wandel zu gestalten sei, erklärte Prof. Claudia Schneider von der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg. Dabei geht es aus ihrer Sicht nicht nur um die Implementierung neuer Software, sondern auch um neue Arbeitsprozesse und Organisationsstrukturen. Schneider legte den Führungskräften im Auditorium nahe, ihre Mitarbeiter stärker in die Digitalisierung einzubinden und ihnen Verantwortung zu übertragen. Nur so könne eine „digitale Kultur“ durchgesetzt und gelebt werden.

DK

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