Fachthemazurück

(GZ-17-2018)
gz fachthema

► Technologischer Wandel:

 

Digitales Dorf im Freistaat 

Über die Chancen der Digitalisierung für den ländlichen Raum

Von Staatsminister Franz Josef Pschierer

Über die Folgen der Digitalisierung gibt es verschiedene Vorstellungen. Viele davon sind von Angst geprägt – vor allem davor, dass der gigantische technologische Wandel Arbeitsplätze kosten könnte. Vielfach wird auch davon ausgegangen, dass die Digitalisierung eine Angelegenheit der großen Player sei, aber den Menschen im Einzelnen kaum betrifft.

GZ 2018 17 Pschierer

Franz Josef Pschierer. RED 

Für mich als Wirtschaftsminister ist die Digitalisierung vor allem eines: eine riesige Chance. Und ich rede an dieser Stelle nicht vom Wachstumsversprechen der Digitalisierung, von neuen Produkten, neuen Geschäftsmodellen, neuen Unternehmen, Produktivitätssteigerung und Ressourcenschonung.

Ich spreche von den Menschen und vom ländlichen Raum: Denn die Digitalisierung eröffnet uns auch die Chance, die Unterscheidung zwischen Metropole und ländlichen Regionen Stück für Stück aufzuheben. Sie kann – im positiven Sinne – Raum und Zeit sprengen.

Um es konkret zu machen: Die Digitalisierung kann das dörfliche Leben bereichern. Junge Menschen können in ihrer Heimat bleiben, weil sie dort Arbeit finden, die Nah- und medizinische Versorgung kann verbessert werden, Bildungsangebote können online wahrgenommen, das Leben Pflegebedürftiger kann erleichtert und regionale Produkte und Kompetenzen können besser vermarktet, die Mobilität erhöht werden. Das sind nur Beispiele – und dabei sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.

Wachstum und Fortschritt sind kein Selbstzweck

Für mich ist es wichtig, dass wir die neuen Möglichkeiten für die Menschen in unserem Land nutzen, dass technische Errungenschaften zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt werden. Denn Wachstum und Fortschritt sind kein Selbstzweck und nichts wert, wenn nur einzelne oder wenige einen Vorteil davon haben. Und wir dürfen nicht vergessen, dass im Freistaat nach wie vor etwa die Hälfte der Bevölkerung in kleinen Städten und Dörfern mit weniger als 20.000 Einwohnern lebt.

Um schnell, konstruktiv und kreativ die Chancen der Digitalisierung für den ländlichen Raum zu heben, haben wir im Freistaat das Projekt „Digitales Dorf Bayern“ gestartet. Darunter verbergen sich einzelne Vorort-Modellprojekte, in denen mit staatlicher Unterstützung digitale Möglichkeiten erprobt werden. Wichtig dabei: gefördert werden Projekte, die auch auf andere Gemeinden und Regionen übertragbar sind, also einen gewissen Vorbildcharakter haben. So kann eine Bewegung ausgelöst werden und einer von dem anderen profitieren, so dass das digitale Dorf im Freistaat schließlich flächendeckend die Lebensqualität der Menschen verbessert.

Echte Community 

Das digitale Dorf ist also kein Wettbewerb im Sinne von Konkurrenz und Abschottung, sondern eine echte Community, um es neudeutsch zu formulieren. Und selbstverständlich wird über Ideen, Fortschritte und Ergebnisse online informiert.

Schon jetzt ist das digitale Dorf eine echte Erfolgsgeschichte: Beim Modellprojekt Digitales Dorf Steinwald Allianz in der Oberpfalz ist bereits ein mobiler Dorfladen zur Nahversorgung durch überwiegend regionale Erzeuger unterwegs. Das Projekt in Spiegelau/Frauenau in Niederbayern erprobt unter anderem einen Dorfshuttle, digitale Möglichkeiten für Pflegebedürftige und das digitale Klassenzimmer. Die digitalen Hörnerdörfer im Allgäu schöpfen die neuen Möglichkeiten für den Tourismus aus. Und beim digitalen Alpendorf werden die besonderen Raum-, Verkehrs- und Umweltbedingungen des Alpenraums einbezogen, etwa in der Alpenregion Balderschwang/ Obermaiselstein.

Es ist also bereits erkennbar: die Digitalisierung kann ganz konkret das Leben der Menschen verbessern – insbesondere im ländlichen Raum. Lassen Sie uns die Chancen nutzen. Meine Unterstützung haben Sie!  

RED

GemeindeZeitung

Fachthema

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung