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(GZ-13-2018)
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► Bayerischer Sparkassentag 2018 in Rosenheim:

 

Gemeinsam #AllemGewachsen 

Die Position der bayerischen Sparkassen im digitalen Zeitalter stand im Mittelpunkt des Bayerischen Sparkassentags 2018 in Rosenheim. Vor über 400 Teilnehmern unterstrich Dr. Ulrich Netzer, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, „dass wir stark, relevant und sichtbar bleiben und in den Regionen unseren Auftrag erfüllen werden“. 

GZ 13 2018 Sparkassentag

Von links: Walter Strohmaier, Bundesobmann der Sparkassen, Ministerpräsident Dr. Markus Söder, der Präsident des Sparkassenverbands Bayern Dr. Ulrich Netzer und Erster Verbandsvorsitzender des Sparkassenverbands Bayern und Landrat Prof. Dr. Ulrich Reuter. RED 

Sparkassen, so Netzer, liefen dafür heute im Hybridmodus: „Die Kombination ‚Benzin und Strom‘ heißt bei uns ‚stationär und online‘ – mit der Geschäftsstelle vor Ort und mobil im Smartphone.“ Die Sparkassen seien anpassungsfähig, schafften es schlanker und effizienter zu werden, dabei technische Innovationen voranzutreiben und trotzdem in der Fläche zu bleiben. Sie blieben dabei laut Umfragen auch 2018 die Nr. 1 im Kundenvertrauen unter den deutschen Banken. Netzer verspricht sich daher auch weiterhin Unterstützung von der Staatsregierung für die Sache der öffentlich-rechtlichen Sparkassen.

Neue Spielräume

Was die digital organisierte Welt anbelangt, so eröffneten sich fast täglich neue Spielräume genauso wie neue Unsicherheiten und Herausforderungen, betonte der Präsident. Für die Kunden der Sparkassen entstehe damit eine Vielzahl von neuen Möglichkeiten für ihre Finanzgeschäfte, es stelle sich aber zunehmend auch die Frage nach Datensicherheit und -souveränität. Für die Sparkassen veränderten sich Prozesse, Produkte, Plattformen und Vernetzungen. Dies berge eine große Bandbreite von Chancen zur Profilierung in der digitalen Welt. Gleichzeitig steige die Zahl der Offensiven anderer Anbieter.

Ein Beispiel ist die neue europäische Zahlungsdiensterichtlinie PSD II (Payment Services Directive II), die die Öffnung von Schnittstellen zwischen den Anbietern von Finanzdienstleistungen fordert. Bankkunden erhalten damit künftig mehr Flexibilität, sie können Angebote verschiedener Unternehmen bequem miteinander verbinden. Das bedeutet auch mehr Datensouveränität, Kunden können entscheiden, welchen Drittanbietern sie Zugriffsrechte auf ihr Konto erteilen.

Sparkassen bleiben sichtbar

„Auch bei der enormen Veränderungsgeschwindigkeit, die die Finanzwelt momentan an den Tag legt, bleiben die Sparkassen immer relevant und sichtbar – in der Fläche, bei der Bargeldversorgung und beim gesellschaftlichen Engagement!“, machte Netzer deutlich. Sie stünden für die privaten Kunden und den regionalen Mittelstand ein, zählten dabei aber auch auf Existenzgründungsprogramme und staatliche Initiativen zur Stärkung des ländlichen Raums, wie z.B. die Förderung von Unternehmensverlagerungen.

Die Regional- und Strukturpolitik müsse für gleichwertige Lebensverhältnisse von Stadt und Land sorgen, um den ländlichen Raum zu stärken. Denn wo es kommerzielle Infrastruktur gebe, brauche man immer auch die regionalen Sparkassen: „Wo Schulen, ärztliche Versorgung, Bäcker, Metzger und Supermarkt sind, da ist auch die Sparkasse nicht weit“, unterstrich Netzer.

Unternehmensfinanzierung

Verantwortung für die Regionen übernehmen die Sparkassen klassischerweise auch als tragende Säule der Unternehmensfinanzierung im örtlichen Mittelstand, der gewerblichen Wirtschaft und im Handwerk. Basis für ihre erfolgreiche Arbeit sei aber, so wiederholte der Präsident des Sparkassenverbands Bayern seinen Appell der Vorjahre, auch eine angemessene, also proportionale Regulierung. Die Forderung nach einer „Small and Simple Banking Box“, die sich von den Regelungen für internationale Geschäftsbanken mit riskanteren Geschäftsmodellen abhebt, müsse deshalb bald umgesetzt werden. Dies zähle zu den Grundlagen für eine bestmögliche Unterstützung der mittelständischen Wirtschaft.

An die Adresse des Freistaats gerichtet, hob Netzer hervor: „Um stark zu bleiben, brauchen wir weiterhin ein klares Bekenntnis zum 3-Säulen-Modell und zur öffentlich-rechtlichen Struktur unserer Sparkassen.“ Darüber hinaus erteilte er eine klare Absage an die geplante Zentralisierung der Einlagensicherung in Europa: „Seit 2015 haben wir eine Einlagensicherung, die in allen EU-Mitgliedstaaten mit einem einheitlichen Sicherungsniveau nach einheitlichen Standards festgeschrieben ist. Die Bankenunion ist also in diesem Punkt längst vollendet. Wenn man Möglichkeiten schafft, dass Risiken an die europäische Ebene „durchgereicht“ werden können, dann werden Risiko und Haftung getrennt und die bewährte Institutssicherung in Deutschland beendet.“ Die EU sei dann wirtschaftlich stabil, wenn jeder seine Hausaufgaben erledigt, seine Lasten nicht auf andere abschiebt und die „non performing loans“ abgebaut werden.

Sehr gutes Kreditgeschäft

Nach Netzers Angaben verzeichnen die bayerischen Sparkassen in den ersten fünf Monaten 2018 erneut ein sehr gutes Kreditgeschäft: Das Kreditvolumen stieg um 1,7 Mrd. Euro (+1,3 %) auf rund 132 Mrd. Euro. Dieser Anstieg wird besonders durch das sehr dynamische Unternehmenskreditgeschäft getragen (+ 2,1 Prozent).

Die bemerkenswert starke Entwicklung der Firmenkredite spiegelt sich auch in den Zusagen für künftige Darlehen wieder: Bisher wurden 2018 9,9 % mehr Kredite an Unternehmen und Selbstständige als im gleichen Zeitraum 2017 zugesagt. Auch die Einlagen bei den bayerischen Sparkassen nehmen wieder zu. Seit Jahresbeginn ist der Einlagenbestand um 0,8 % auf rund 161 Mrd. Euro gestiegen. Die Zuwächse bei den Sichteinlagen der Privatkunden überkompensieren wieder die Abflüsse bei Unternehmenskunden und öffentlichen Haushalten.

Im gleichen Vorjahrszeitraum waren hier erstmals Verschiebungseffekte aufgrund der 2017 neu eingeführten Verwahrentgelte für diese Kundengruppen zu beobachten gewesen, so dass die Einlagenentwicklung bei den Sparkassen insgesamt rückläufig gewesen war. Dieser Prozess flacht nun deutlich ab. Normale Sparer sind nach wie vor von Verwahrentgelten nicht betroffen und parken, sofern sie freie Mittel haben, diese weiterhin bevorzugt in täglich fälligen Anlagen.

Bemerkenswertes Wertpapiergeschäft 

Bemerkenswert ist die Entwicklung des Wertpapiergeschäfts der bayerischen Sparkassen: Seit Beginn des Jahres 2018 lag der Nettoabsatz trotz dem Inkrafttreten der EU-Finanzmarktrichtlinie MiFiD II zum Jahresbeginn um 38 % über dem des gleichen Vorjahreszeitraums. Damit setzt sich der bereits 2017 beobachtete Trend fort: Immer mehr Kunden schwenken von derzeit ertragslosen Sparprodukten auf Wertpapieranlagen und Investmentfonds.

Hauptredner der hochkarätig besetzten Veranstaltung war Ministerpräsident Dr. Markus Söder, der sich zu aktuellen wirtschafts- und finanzpolitischen Themen äußerte. Ebenso als Redner zu Gast war Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayerischen Rundfunks. In seinem Beitrag ging es darum, wie sich der BR auf den Sprung in die neue, digitale Welt vorbereitet und wie es gelingen kann, die Kunden dabei mitzunehmen. Den Bayerischen Rundfunk nahm man als Thema auf, weil, so die Veranstalter, die bayerischen Sparkassen mit ihm einiges gemeinsam hätten. Etwa die öffentlich-rechtliche Organisation, den Versorgungsauftrag, die dezentrale Vertretung in den Regionen. Und weil man „von der digitalen Welt aufgefordert sei, sein Geschäftsmodell zu überdenken“.

Erfolgsgarant für den Finanzplatz Bayern

„Die Sparkassen sind ein wesentlicher Eckpfeiler unserer Finanzarchitektur und Erfolgsgarant für den Finanzplatz Bayern“, betonte Ministerpräsident Söder. Die Staatsregierung bekenne sich ganz klar zum Drei-Säulen-Modell der deutschen Bankwirtschaft. Sie werde sich dafür weiterhin mit aller Macht in Brüssel einsetzen. Gleiches gelte für die Privilegierung der Mittelstandskredite bei Eigenkapitalunterlegung und Bürokratie. Gefragt sei eine Bankenregulierung mit Vernunft und Augenmaß, die die Besonderheiten auch der Sparkassen ausreichend berücksichtigt. „Schließlich benötigen unsere Mittelständler und Existenzgründer weiterhin eine vernünftige Finanzierung“, erklärte Söder.

Um die Firmen wettbewerbsfähiger zu machen, sprach er sich für eine Reform zur Senkung der Unternehmenssteuern in Deutschland aus. Der Ministerpräsident verwies hierbei auf die US-Steuersenkungen, nannte aber auch Frankreich als möglicherweise erstarkenden Konkurrenten am Markt.

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion wurden Söders und Netzers Positionen im Anschluss mit SVB-Präsident Ulrich Netzer, Landesobmann Walter Strohmaier und Roland Schmautz, Vizepräsident des Sparkassenverbands Bayern, angeregt diskutiert.

Spende für Tafelarbeit 

2018 ist nach Angaben von Präsident Netzer ein Jahr, in dem das Engagement der bayerischen Sparkassen für Tafelarbeit besonders deutlich wird. Mit 2 x 10.000 Euro aus dem Reinertrag ihrer Gewinnsparlotterie Sparkassen-PS-Sparen und Gewinnen unterstützen die bayerischen Sparkassen die Arbeit von Einrichtungen in Stadt und Landkreis Rosenheim, die Lebensmittel einsammeln und an wirtschaftlich benachteiligte Bürger ausgeben. Insgesamt elf Einrichtungen mit 15 Ausgabestellen erhalten eine Spende für z. B. die Anschaffung von Transport- und Kühlmöglichkeiten, die Ergänzung des Angebots durch haltbare Lebensmittel oder eine Aktion „Kino und Eis“ für über 100 Kinder, deren Familien auf die Tafel angewiesen sind. Die Spenden überreichte Ulrich Netzer, stellvertretend für die begünstigten Organisationen, an Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer und Landrat Wolfgang Berthaler.

Eine ausführliche Dokumentation des Bayerischen Sparkassentags erscheint in Ausgabe 17/2018 der BGZ.

DK

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