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(GZ-20-2017)
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► Bundesweiter Tag der Stiftungen:

 
Spannende Entdeckungsreise
 

Von Braunschweig bis Leipzig, von Bremen bis München zeigte sich beim diesjährigen bundesweiten Tag der Stiftungen die Vielfalt der deutschen Stiftungslandschaft und des damit verbundenen Engagements. Initiator des Aktionstages war einmal mehr der Bundesverband Deutscher Stiftungen. Unterstützt wurde der Tag durch Themenpaten in den Engagementbereichen Bildung, Bürgerstiftung, Gesundheit, Umwelt, Sport sowie Wissenschaft und Forschung.

Besucher erhielten on- wie offline die besondere Möglichkeit, die Arbeit der Stiftungen selbst zu entdecken. Mit welchen Projekten machen Stiftungen die Gesellschaft sozialer, inklusiver und zukunftsorientierter? Wie sieht der Alltag in einer Stiftung aus? Und was macht Stiftungen für die Gesellschaft überhaupt so wichtig? Diese und weitere Fragen standen im Zentrum des europaweiten Aktionstages.

Architekturbegeisterte konnten beispielsweise in Eltville am Rhein die 900 Jahre alte Klosterkirche in besonderem Licht erkunden. Die Heinz Sielmann Stiftung ließ das Naturfreundeherz bei der Beobachtung von großen Kranichscharen in der ehemaligen Tagebaulandschaft Wanninchen bei Luckau höher schlagen. Kunstfans wiederum kamen bei einer Ausstellung des renommierten Malers Neo Rauch in Leipzig auf ihre Kosten.

Initiative Bürgerstiftungen

Die Initiative Bürgerstiftungen lenkte mit einer konzertierten, zweiwöchigen A(u)ktion die Aufmerksamkeit auf das Wirken von Stiftungen und akquirierte ganz nebenbei Spenden: Bis 1. Oktober 2017 versteigerten die Bürgerstiftungen Deutschlands auf der Onlineplattform www.hood.de „unbezahlbare Gelegenheiten“. Die Erlöse kommen direkt und komplett den veranstaltenden Bürgerstiftungen zugute.

Auch in Bayern fanden zum Tag der Stiftungen einige Veranstaltungen statt. So präsentierten sich die Stiftungen Weltkulturerbe Bamberg und die Stiftung Zirkus Giovanni in bewährter Kooperation erstmals zusammen am Michaelsberg zum Federweißer-Fest. Der Zirkus Giovanni, der Projekte des Don Bosco Jugendwerks in Bamberg, für die keine ausreichende öffentliche Förderung zur Verfügung steht, unterstützt. sorgte für eine passende Zirkusatmosphäre und gab praktische Einblicke in die zirkuspädagogische Arbeit. Wer Lust hatte, konnte sich auch selbst als Artist ausprobieren. Der Bamberger Stiftsgarten lud zum Federweißer-Fest ein und spendete alle Erlöse der Stiftung Weltkulturerbe, die damit die Klosterkirche St. Michael sanieren soll.

Nachhaltigkeit in der Stadt

Während die Fuggerschen Stiftungen Fahrten durch den Stiftungswald in Laugna bei Augsburg anboten, wurden einige Besucher auf das ehemalige Produktionsgelände der Firma Pfanni direkt am Münchner Ostbahnhof geführt – genauer gesagt auf das Flachdach des früheren Werks 3. Dort entsteht eine ca. 2.000 qm große nutzbare Grünfläche für ein Naturerlebnis der besonderen Art.

59 Meter über der Isar und mit einer phantastischen Aussicht über die Dächer Münchens bis hin zur Voralpenkette ist das Ganze ein vorbildliches Beispiel dafür, wie Nachhaltigkeit – auch in technischer Hinsicht – in der Stadt funktionieren kann. Mit dem Erlös aus der Auktion will die BürgerStiftung München künftigen Anwohnern im Werksviertel die Nutzung und Pflege von Hochbeeten ermöglichen.

In Deutschland engagieren sich Angaben zufolge mehr als 21.000 Stiftungen für das Gemeinwohl. 2016 wurden in Bayern 105 neue Stiftungen eingerichtet, darunter sechs kirchliche. Demnach verfolgen fast vier Fünftel der neu errichteten Stiftungen gemeinnützige Zwecke und erfüllen insbesondere soziale, kulturelle und wissenschaftliche Aufgaben. Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann „sind Stiftungen der Beweis für ein starkes bürgerschaftliches Engagement, bei dem vor allem das Ehrenamt einen hohen Stellenwert hat“. Bundesweit wurden im vergangenen Jahr 582 Stiftungen neu errichtet.

Insgesamt ist in Bayern die Zahl der rechtsfähigen, nichtkirchlichen Stiftungen des bürgerlichen und öffentlichen Rechts zum Jahresende 2016 auf knapp über 4.000 gestiegen. Damit hat sich die Zahl der Stiftungen seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. Fast 95 Prozent aller bestehenden Stiftungen erfüllen gemeinnützige Zwecke.

Nach Herrmanns Worten kommen auf die Stiftungen und ihre verantwortlichen Organe neue Herausforderungen vor allem beim Vermögensmanagement, der Mittelbeschaffung, Verwaltung und Zusammenarbeit mit anderen Stiftungen zu. Aber auch die rechtlichen Rahmenbedingungen müssten einer kritischen Überprüfung unterzogen werden.

Aktuell sollten Stiftungsgründer vor allem auf eine ausreichende Vermögensausstattung und angemessene Zweck-MittelRelation sowie eine kompetente Verwaltung achten, da Stiftungen mit umfangreichen Stiftungsvermögen erfahrungsgemäß vielfältigere Möglichkeiten für wirtschaftliche und ertragreiche Anlageformen und auch für bessere Öffentlichkeitsarbeit zur Einwerbung von zusätzlichen Mitteln haben. Selbst für eine rechtsfähige Stiftung mit nur einfachen Stiftungszwecken würden heute allgemein mindestens mehrere 100.000 Euro als zu erhaltendes Grundstockvermögen empfohlen.

Herrmann zufolge sollten bei zu geringer Vermögensausstattung alternative Möglichkeiten für die Erfüllung gemeinnütziger Zwecke erwogen werden. Dazu zählten etwa die Zustiftung zu einer bestehenden Stiftung, eine unselbständige oder Treuhand-Stiftung, eine andere Rechtsform wie ein Verein oder aber gleich die direkte Finanzierung eines Projekts.

KL

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