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(GZ-14-2017)
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► Baierbrunn:
 
„Leuchtturm-Projekt für die Wasserkraft“

Bayernwerk Baierbrunn

Bayernwerk-Vorstandschef Reimund Gotzel, Umweltministerin Ulrike Scharf, Uniper-Direktor Dr. Klaus Engels, Bürgermeisterin Barbara Angermaier und Fischereiverbandspräsident Franz Geiger (v. l.) drücken den symbolischen Startknopf. Bild: Bayernwerk AG/C. Martens. RED

Umweltministerin Ulrike Scharf weiht Öko-Wasserkraftwerk Baierbrunn ein

Künftig hat das Isarwehr in Baierbrunn einen dreifachen Nutzen für die Umwelt: Mit der nun eingebauten und betriebenen hochmodernen VLH-Turbine wird umweltfreundlicher Wasserkraft-Strom für rund 700 Haushalte erzeugt. Zusätzlich ermöglichen die zeitgleich errichtete Raue Rampe und der Raugerinne-Beckenpass die Wanderung von Fischen und anderen Wasserlebewesen flussaufwärts und flussabwärts. Zur Realisierung dieses vielfältigen Projekts wurden insgesamt über sechs Millionen Euro aufgewendet. Im Rahmen einer kleinen Zeremonie mit Gästen aus der Politik, von Behörden, beteiligten Firmen und Medien wurde die Anlage nach insgesamt fast 18 Monaten Bauzeit von Staatsministerin Ulrike Scharf ihrer Bestimmung übergeben.

Scharf betonte. „Die Wasserkraft ist ein wichtiger Baustein für eine klimaverträgliche Energieversorgung. Wir wollen eine optimale Verbindung von Gewässerökologie und modernen Energieanlagen. Fischaufstiegshilfen wie beispielsweise beim neuen Kraftwerk in Baierbrunn sind dabei ein wesentliches Element für einen besseren ökologischen Zustand der Flüsse. Sie tragen dazu bei, die vorhandenen Potenziale der klimafreundlichen Wasserkraft möglichst ökologisch zu nutzen. Das neue Kraftwerk verbindet optimal die Anforderungen der Gewässerökologie mit den Möglichkeiten modernen Wasserkrafttechnik. Fischschutz und Wasserkraft müssen kein Widerspruch sei. Baierbrunn ist ein Leuchtturm-Projekt, dem ich alles Gute im weiteren Betrieb wünsche.“

Spannende Perspektiven

Bayernwerk-Vorstandsvorsitzender Reimund Gotzel verwies auf die stetig wachsende Bedeutung der dezentralen Energieerzeugung in Bayern. „Energiezukunft heißt auch, im lokalen Umfeld ökologisch sinnvolle Potentiale zur Energieerzeugung aktiv zu nutzen. In Baierbrunn ist das bestens gelungen. Eine moderne Turbinentechnologie bietet für die Kleinwasserkraft spannende Perspektiven.“

Moderne Turbinentechnologie 

Die in Baierbrunn verwendete Turbine ist eine Spezialistin für geringe Fallhöhen, kleinere Wassermengen und für Fischverträglichkeit. Sie hat einen LaufradDurchmesser von 3,5 Metern und einem Durchfluss zwischen 3,5 bis 14,5 Kubikmeter pro Sekunde. Die Bezeichnung VLH steht für Very-Low-Head. „Dieser Turbinentypus kann die vergleichsweise geringe Fallhöhe von bis zu vier Meter energetisch optimal ausnutzen und ist besonders fischverträglich, da sich die Schaufelräder mit ca. 18 bis maximal 52 Umdrehungen pro Minute langsam drehen und ihr Abstand zueinander relativ groß ist“, erklärte Vorstandsvorsitzender Reimund Gotzel. Er sagte weiter: „Mit unserem Tochterunternehmen Bayernwerk Natur haben wir Fachleute für das Entwickeln und Errichten von Projekten und Anlagen zur dezentralen Stromerzeugung. Hier geht die Einladung an die Kommunen und Bürger im Umkreis, sich an der eigens dafür geschaffenen Gesellschaft Wasserkraft Baierbrunn GmbH zu beteiligen, um so die Energiewende vor der eigenen Haustüre zum Erfolg zu machen.“

Regenerative Erzeugung und Durchgängigkeit in beide Richtungen

Die Gesamtprojektleitung und den Betrieb der Anlage hat Uniper Kraftwerke inne, die das Wehr Baierbrunn und die Kraftwerke an der oberen Isar schon seit vielen Jahrzehnten betreibt. Uniper Kraftwerke hat parallel zum Einbau der Turbine die Teilprojekte für die Durchgängigkeit der Isar für Wasserlebewesen in beide Richtungen mit einem Investitionsvolumen von knapp 2,3 Millionen Euro realisiert. Jetzt ergänzen zwei unterschiedliche Bauwerke das bestehende Wehr: Eine sogenannte Raue Rampe und ein Raugerinne-Beckenpass.

Dazu erklärt Dr. Klaus Engels, Direktor Wasserkraft Deutschland der Uniper Kraftwerke: „Es gehörte zu unseren gemeinsamen Projektzielen, die Isar an dieser Stelle für Wasserlebewesen in beide Richtungen passierbar zu machen so auch deutlich zu dokumentieren, dass Wasserkraft-Nutzung und Ökologie Hand in Hand gehen. An alle, die am Projekt beteiligt waren, meinen herzlichen Dank für die gute Arbeit und die Tatsache, dass wir hier keinen ernsthaften Unfall zu verzeichnen hatten. Ich weiß um die Komplexität der Baustelle und die speziellen Herausforderungen des Wasserbaus. Die Bauzeit erstreckte sich ja über einen Sommer mit ungewöhnlich vielen kleinen und mittleren Hochwässern und harten Wintermonaten. Umso mehr gebührt allen Mitarbeitern auf der Baustelle, den beteiligten Firmen und Planern sowie den Behörden insbesondere dem Landratsamt München und Wasserwirtschaftsamt München und beteiligten Organisationen unsere Anerkennung und tiefempfundener Dank, dass wir diese herausfordernde Baustelle unter der Leitung unseres Gesamtprojektleiters Georg Hofmann innerhalb des Zeit- und Budgetplans abschließen konnten.“

Durchgängigkeit für Fische

Die Raue Rampe ist eine schräge Fläche mit ca. 40 m Breite und ca. 110 m Länge. Diese macht es durch eine ausgeklügelte Struktur mit verschieden großen Wasserbausteinen möglich, dass insbesondere Fische den Höhenunterschied des Wehres überwinden können. Zudem ergänzt ein Raugerinne-Beckenpass die Durchgängigkeit. Durch eine terrassenförmige Anordnung von einzelnen Becken macht auch dieser den Höhenunterschied für Fische passierbar.

Umfangreiches Monitoring

Bei beiden Wanderkorridoren sind Wassermenge, Höhenunterschiede und Schlitzweite wichtige Parameter für die Einstellung und letztlich Funktionstüchtigkeit der Anlage. Die Raue Rampe wird mit mindestens 4,2 Kubikmetern Wasser pro Sekunde beaufschlagt, der Beckenpass mit 0,3 Kubikmetern pro Sekunde dotiert. Das Projekt wird über drei Jahre mit einem umfangreichen fischökologischen Monitoring vom Landesamt für Umwelt und der TU München begleitet.

Die Turbine wird jährlich rund 1,8 Millionen Kilowattstunden Strom ohne Emissionen nur aus der Kraft der Isar erzeugen. Diese Strommenge ist rechnerisch ausreichend, um den Strombedarf von etwa 700 Haushalten zu decken. Teile des Sechs-Millionen-Euro-Projekts wurden über die neu gegründete Wasserkraft Baierbrunn GmbH finanziert, bei der sich Bayernwerk Natur und die Bayerische Landeskraftwerke GmbH zu gleichen Teilen als Partner eingebracht haben.

Über die Bayerische Landeskraftwerke ist auch der Freistaat in das Projekt involviert. Es ist angedacht, dass sich auch Kommunen und Bürger an dem Kleinwasserkraftwerk beteiligen können. Umgesetzt wurde das Vorzeigeprojekt durch die Bayernwerk Natur GmbH, einem Tochterunternehmen der Bayerwerk AG. Bayernwerk Natur ist Spezialist im Errichten und Betreiben von Anlagen zur dezentralen Stromerzeugung, setzt aktiv die Energiewende um und bietet Kommunen und Unternehmen maßgeschneiderte Lösungen zur effizienten und wirtschaftlichen Energieversorgung an. Die Gesamtbauleitung lag bei Uniper Kraftwerke.

 RED

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