Aus den Kommunenzurück

(GZ-19-2019)
gz aus den kommunen

► Bauhof Sengenthal:

 

Prämierte Architektur für einen Bauhof

Neubau eines Bauhofes in massiver Holzbauweise

Vor allem in der Baubranche wird Holz immer beliebter. In den vergangenen 25 Jahren hat sich der Anteil der in Holzbauweise errichteten Gebäude nahezu verdreifacht. Lag der Anteil früher nur bei sechs Prozent, entstehen heute etwa 18 Prozent aller Neubauten in Holzbauweise. Immer interessanter wird diese Bauweise auch für den kommunalen Sektor. Beispielhaft hierfür steht der im Jahr 2017 eröffnete und 2018 mit dem Bundespreis „Holzbau Plus“ ausgezeichnete Bauhof Sengenthal.

Das Holzgebäude wurde auf die Industriebrache einer alten Zementfabrik gebaut. Bild: Günter Standl/Kühnlein Architektur
Das Holzgebäude wurde auf die Industriebrache einer alten Zementfabrik gebaut. Bild: Erich Spahn/Kühnlein Architektur

Der im Zuge der Internationalen Grünen Woche in Berlin gewürdigte Betriebshof für nachhaltige Architektur befindet sich im oberpfälzischen Landkreis Neumarkt. Ausgezeichnet wurde das Holzgebäude im Bereich „Gewerbliches Bauen – Neubau“.

Eine Vergrößerung und Modernisierung des alten Bauhofes war nötig geworden. Die Gemeinde Sengenthal hatte sich daher für einen modernen und nachhaltigen Neubau entschieden. So entstand 2017 ein ebenerdiges Gebäude, dessen abgestuftes Dach eine offene Lagerbühne sowie die durch Trennwände unterteilten Nutzräume beherbergt. Im Verwaltungsbereich wurden die Büros und Sozialräume der Mitarbeiter untergebracht. Für die betrieblichen Relevanzen entstanden im weiteren Gebäudetrakt eine Fahrzeughalle für Spezialfahrzeuge, Werkstätten, Technikraum und Magazine sowie das überdachte Lager, welches gleichzeitig zur direkten Durchfahrt dient. Im hintern Gebäudebereich wurde zusätzlich ein Streusalzdepot erstellt.

Verknüpfung von Funktionalität und interessanter Architektur

Die Dachkonstruktion ist ein schlankes Rippentragwerk, das mit einer darunter montierten Mehrschichtplatte verbunden ist. Durch das sich zum Hang hin erhöhende Dach, passt sich der Komplex in seiner Form optimal in die umliegende Umgebung ein. Diese spannende Optik entspringt den Plänen von Architekt Michael Kühnlein Junior aus Berching. Das ausführende Unternehmen, die Hecker Holzsystembau GmbH aus Berching ist Mitglied in der seit knapp 30 Jahren deutschlandweit aktiven Gruppe ZimmerMeisterHaus®.

Das überspannende Dach des Bauhofs hat eine Tragweite von insgesamt 25 Metern. Das Tragsystem aus Holzrippen wurde im Verbund mit Mehrschichtplatten entwickelt, was die statische Trägerhöhe auf 30 cm reduziert. Auf diese Weise entstand eine durchgängig wirtschaftliche Konstruktion. Bis auf die integrierte Waschhalle wurde der gesamte Bauhof Sengenthal in massiver Holzständerbauweise errichtet.

Zukunftsorientiert großzügig gebaut

Der rechteckige Baukörper wurde nicht unterkellert, sondern auf einer Stahlbetonbodenplatte errichtet. Er misst über seine gesamte Gebäudefläche etwa 67 x 20 Meter. Hinzu kommt das topografisch bedingt versetzte Streugutlager, welches eine Gesamthöhe von 11,15 Metern erreicht. Das Bauhofgebäude selbst schafft es im höchsten Bereich auf ca. 5,7 Meter Höhe. Im Inneren, über dem Verwaltungstrakt gelegen, befinden sich eine offene Lagerbühne sowie der Technikraum, welcher über eine interne Treppe erreichbar ist.

Ästhetisch hoher Anspruch mit zeitloser Ausstrahlung

Die Außenhaut des Bauhofs in Sengenthal wurde mit Kanthölzern in Lärche von 8 x 8 cm beplankt. Durch diese Fassadenverkleidung aus kräftigen, unbehandelten Lärchenhölzern ergibt sich ein angemessenes Erscheinungsbild in die Landschaft. Die tragende Wandkonstruktion besteht aus 12 cm starken 5-lagigen Massivholzelementen der heimischen Fichte, die in weiten Teilen des Gebäudes komplett sichtbar bleiben.

Die mögliche Vorfertigung der Holzkonstruktion erlaubte eine rasche und witterungsunabhängige Montage. Bei der in weiten Teilen sichtbaren Rohbaukonstruktion aus Betonwänden und Decken aus Brettsperrholz wurde auch im Inneren ein Schwerpunkt auf Ästhetik gelegt. Die großflächigen Verglasungen der Fahrzeughalle tragen durch viel Lichteinfall ebenfalls zum Wohlbefinden der Bauhofmitarbeiter bei.

Um eine große Menge an Kunststoffen zu vermeiden, wurden für die Dämmung unter der Bodenplatte Holz, Holzdämmstoffe und Glasschaumschotter gewählt. Dadurch, sowie durch die Holzbauteile selbst als CO2-Speicher konnte eine temperierte Fahrzeughalle entstehen.

25 Meter Spannweite

Die Experten der ZimmerMeisterHaus-Manufaktur Hecker Holzsystembau sind in der Lage, Tragwerkskonstruktionen für große Spannweiten herzustellen. So entstehen – wie hier – sehr wirtschaftliche Hallen in hoher Perfektion – vielfach ganz ohne störende Stützen und Pfeiler. Dabei punkten nicht nur die energetischen Vorzüge - auch die Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit überzeugen.

Beim Bauhof Sengenthal erhielt die Konstruktion des leichten Satteldaches mit seiner Tragwerksspannweite von 25 Metern eine Hinterlüftungsebene. Die vorelementierten Rippenelemente messen 2,50 x 25 Meter. Insgesamt 23 Elemente aus Brettschichtholzträger und Furnierschichtholzplatte wurden gefertigt und mit einer Schraubpressverleimung zusammengefügt.

Die Höhe der Trägerelemente kommt auf 30-70 cm. Eingedeckt wurde die Dachkonstruktion mit einer verschweißten Flachdachfolie. So ist die riesige Dachfläche bestens vorbereitet, um in Zukunft mit Photovoltaikmodulen zur regenerativen Stromgewinnung bestückt zu werden.

Vorgefertigt wurden auch die Rippenelemente aus Furnierschichtplatten (Kerto-Q) für die Salzhalle in der Produktion der ZimmerMeisterHaus-Manufaktur Hecker. Sie dienen mit den zwei in Schraubpressverleimung verbundenen Randstegen als Grundelemente des Tragwerks aus Wänden, innerer Hülle und dem Dach. Eine Hauptanforderung an das Holztragwerk war es, ohne jegliche metallische Verbindungmittel auszukommen. Aus diesem Grund wurde eine Holzverbindung mit 20 mm starken Eichenholznägeln gewählt.

Die Untersicht der fertigen sichtbaren Deckenkonstruktion wurde umfassend mit Energie einsparender LED Beleuchtung im Innen- und im Außenbereich ausgestattet. Aber auch sonst ist man langfristig energetisch gut aufgestellt.

Energierelevant errichtet: Auf lange Sicht sinnvoll für die Gemeinde

Um energierelevante Projekte umzusetzen, lassen sich die Experten von Kühnlein Architektur eine Menge einfallen – auch bei einem Bauhof. Der Boden der Fahrzeughalle wurde mit Glasschaum-Granulat als Dämmung ausgestattet – das Material ist tragfähig, formstabil, resistent gegen chemische Einflüsse sowie lastabtragend – und dennoch sehr leicht. Für die benötigte Wärme sorgt eine Fußbodenheizung – die durch eine Luft- Wärmepumpe betrieben wird.

Die große Fahrzeughalle wurde mit Sektionaltoren ausgestattet. Diese doppelwandigen Tore sind im Hinblick auf die Wärmedämmung keine Schwachstelle mehr – im Gegenteil: Sie bieten erhebliche Vorteile durch ihre Robustheit, den Einbruchschutz und die guten Dämmwerte. Hinzu kommt u.a. die natürliche Belichtung.

Das fünf Meter auskragende Vordach an der Südseite verhindert eine sommerliche Überhitzung der Innenräume. Zusätzlich hat man mit einer Zisterne die Regenwassernutzung für die Waschhalle, Reinigung der Fahrzeuge und Geräte gesichert. Beim Bau wurde ausschließlich mit regionalen Firmen zusammengearbeitet (im Umkreis von 15 km). Durch die gute Belichtung der Halle, Beheizung, Dämmung und ordentliche Rettungsweggestaltung wären auch andere Nutzungen möglich. Die Energieeinsparverordnung, der Energiestandard nach EnEV 2016, wurde bei diesem Projekt spielend erfüllt. Dennoch wurde für das Flachdach die Aufrüstung einer PV-Anlage geplant.

„Das Raumklima in einem Holzbau ist einfach herausragend. Auch für Gewerbebauten wird der Baustoff inzwischen sehr nachgefragt“, begeistert sich auch Zimmermeister Johann Hecker. „Mit Holz zu bauen, ist für mich ohnehin eine Lebenseinstellung. Das Material vermittelt ein Gefühl von Wärme und Gemütlichkeit, ist pflegeleicht und 100 % ökologisch und nachhaltig.

Der Vorteil von Holz liegt klar auf der Hand: Es bietet gesundes Raumklima, ist ein nachwachsender Rohstoff und äußerst flexibel.“

Berching liegt zwischen Nürnberg und Ingolstadt – hier fertigt die ZimmerMeisterHaus-Manufaktur Hecker seit mehr als 25 Jahren. Die Mitarbeiter des Unternehmens kommen größtenteils aus der Region. Auf ca. 5.000 Quadratmetern Produktions- und Lagerflächen, sowie Maschinen mit modernster Technik, CNC-gesteuerte Abbund- und Zuschnittmaschinen werden anspruchsvolle Produkte produziert. Mehr Informationen gibt es unter www.zmh.com und www.hecker-hsb.de.

Eva Mittner

GemeindeZeitung

Aus den Kommunen

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung