Aus den Kommunenzurück

(GZ-15/16-2018)
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► Euregio Inntal-Generalversammlung in Kufstein: 

 

Grenzenlos fruchtbare Zusammenarbeit

Seit nunmehr 20 Jahren setzt sich die Euregio Inntal für die grenzübergreifende Zusammenarbeit zwischen Tirol und Bayern ein. Als Verein mit über 80 Mitgliedern aus dem Tiroler Unterland, dem Landkreis Rosenheim, der kreisfreien Stadt Rosenheim und dem Landkreis Traunstein dient die Organisation als Plattform und Drehscheibe für grenzüberschreitende Belange und interregionale Zusammenarbeit. Über den aktuellen Stand der Euregio Inntal-Aktivitäten informierten sich kürzlich zahlreiche Mitglieder in der Wirtschaftskammer Kufstein.

Von 15 laufenden InterregProjekten sowie zahlreichen Informations- und Vernetzungsveranstaltungen berichtete Geschäftsführerin Mag. Esther Jennings. Euregio Inntal-Präsident Walter J. Mayr hob seinerseits hervor, wie wichtig der regionale Zusammenhalt im Euregio Inntal Raum gerade auch bei schwierigen Themen ist, denn gemeinsam kann man mehr bewegen.

Langer Atem vonnöten

Laut Euregio-Vizepräsident Hubert Wildgruber, Bürgermeister der Gemeinde Oberaudorf, bemüht sich die Euregio Inntal seit Jahren um den Ausbau des grenzüberschreitenden ÖPNV. Obwohl sich die Grenzgemeinden und Tourismusverbände in der Grenzregion über die Wichtigkeit dieses Unterfangens einig sind, bedarf es wegen gesetzlicher Vorschriften und Ausschreibungsvorgaben eines langen Atems. Im Jahr 2017 gelang es, mit der Partnerschaft der Gemeinden Oberaudorf, Aschau, Bernau und dem TVB Kufsteinerland einen Anfang zu machen.

Almführerprojekt

Mit Hilfe der Tiroler Landesregierung, dem Landtagsamt Rosenheim, der Rosenheimer Verkehrsgemeinschaft und dem Verkehrsverbund konnte die Buslinie „Grenzenloser Ausflugsbus Inntal – Chiemsee“ gestartet werden. Dieser fährt während der Sommermonate von Oberaudorf über das Priental bis zum Chiemsee. Das Projekt wurde von den Gästen bereits sehr gut angenommen. Und auch einige Einheimische nahmen diese Möglichkeit in Anspruch.

Auch das Almführerprojekt wertete Wildgruber als einen Höhepunkt des Jahres 2017. In diesem Projekt haben der Tourismusverband Chiemsee-Alpenland, die Alpenregion Tegernsee Schliersee KU sowie der Tourismusverband Kufsteinerland mit Hilfe der Landwirtschaftskammer Tirol ein Konzept zur Weiterbildung für Berg- und Wanderführer erarbeitet. Dieses grenzüberschreitende Vorhaben mit dem Projekttitel „Sensibilisierung und Networking für den bayerischen – Tiroler Alpenraum in Bezug auf die Almwirtschaft“ diente dazu, Bergwanderer und Naturführer mit einer Kurzfortbildung Wissen über die Almwirtschaft im Bayerisch-Tiroler Grenzraum zu vermitteln. Diese somit neu ausgebildeten Almführer können dadurch Gästen und Einheimischen die Bedeutung der Almbewirtschaftung fundiert erklären.

Resolution 

Mehrheitlich beschlossen wurde im Zuge der Generalversammlung eine ausgearbeitete Resolution zur grenzüberschreitenden Verkehrsproblematik entlang des Inntals in Tirol und Bayern. Darin werden die jeweils territorial zuständigen Staaten einschließlich der Europäischen Union angesichts des Überschreitens der Verkehrsbelastungsgrenze der im Raum der „Euregio-Inntal“ lebenden Bevölkerung dringend aufgefordert, Verkehrsstrategien und konkrete Maßnahmen umzusetzen, die umgehend zu einer Reduktion des Transitverkehrs und zu einer Entlastung des untergeordneten Straßennetzes führen.

Ein konkreter, verbindlicher Verlagerungsplan von der Straße auf die Schiene müsse bereits jetzt bis zur Fertigstellung der neuen Bahntrasse samt Brenner Basistunnel in Kraft treten, „wobei bei einer gesamthaften Betrachtung keine Verschlechterung des Status quo eintreten darf“, heißt es. Die Realisierung des Brenner Basistunnels und die damit zusammenhängenden Zulaufstrecken müssten in allen Folgeentscheidungen berücksichtigt werden und ein ausgewogenes Güterbeförderungsverhältnis (Modal Split) Bahn – Straße von 50:50 bis zum Jahr 2027 und 70:30 im Jahr 2035 zum Ziel haben.

Um dieses Ziel zu erreichen, bedürfe es eines klaren, uneingeschränkten und zeitlich mit der Inbetriebnahme des Brenner Basistunnels abgestimmten Realisierungsplanes der nördlichen Zulaufstrecke samt funktionierender Logistikkette, sprich Errichtung und Ausbau von Verladeterminals. Dies bedeute auch eine parallele Ausrichtung des einschlägigen Rechtsrahmens.

Lärmbelastung reduzieren 

Erforderlich sei, ein einheitliches und länderübergreifendes Überwachungssystem einzurichten, das in transparenter Weise die Verkehrsentwicklung und deren Auswirkungen in besagter Region beobachtet und darstellt. Zudem müssten die Mautgebühren für den internationalen LKW-Transit zwischen München und Verona im Verhältnis zu anderen alpenquerenden Transitstrecken in ihrem Ausmaß mindestens gleich hoch sein, um den „unnötigen“ Umwegtransit zu vermeiden.

Grenzkontrollen und Maut

Mittel- und kurzfristige Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Leichtigkeit, Flüssigkeit und Sicherheit des Straßenverkehrs sowie der Versorgungssicherheit der Bevölkerung werden ausdrücklich bis zu einer spürbaren Verbesserung der aktuellen Verkehrssituation im Inntalkorridor unterstützt. Im Zusammenhang mit der Überwachung des transitierenden Schwerverkehrs wird die Beibehaltung der Kontrolldichte angestrebt, wobei hier der Verlagerung des Schwerverkehrs auf das nachgeordnete Straßennetz (Umgehungsverkehre) entgegenzuwirken sei.

Grenzkontrollen an den Staatsgrenzen können laut Resolution lediglich kurzfristige, ereignisbezogene Maßnahmen darstellen. Dauerhaft stationäre Grenzkontrollen widersprächen dem Geist der gemeinsamen europäischen Region und führten zu einer massiven Beeinträchtigung der Bewohner. Sie seien nur als Übergangsmaßnahme bis zu einem wirksamen Schutz der europäischen Außengrenze tolerabel. Im primären Straßennetz (Autobahn) entstünden beinahe täglich Rückstaus, die an manchen Tagen durch das Ausweichen auf das sekundäre Straßennetz (Bundes- und Landesstraßen) zu einem kompletten Zusammenbruch des öffentlichen Lebens führten und die Belastung für die Menschen unerträglich machten.

Seit vielen Jahren sei bekannt, dass die Bemautung der Autobahnteilstrecke zwischen dem Grenzübergang und der Autobahnabfahrt Kufstein Süd dazu führt, dass der Tagesausflugsverkehr und der Urlaubsverkehr in die Kaiserregion nahezu ausschließlich über das sekundäre Verkehrsnetz erfolgt. Dies habe regelmäßig den Zusammenbruch des Verkehrsflusses in den betroffenen Gemeinden zur Folge, was zu diesen Zeiten jegliche Versorgung der dortigen Bevölkerung erliegen lasse. Deshalb wird dringend gefordert, nach bereits vielfach erfolgten Ankündigungen und dem klaren Bekenntnis der österreichischen Bundesregierung endlich den Autobahnabschnitt von der bayerisch-österreichischen Grenze bis zur Autobahnausfahrt Kufstein-Süd aus der Bemautung durch die ASFINAG auszunehmen.

Alle finanziell relevanten Faktoren, die für eine Anziehung des Güterschwerverkehrs am Brennerkorridor verantwortlich sind, müssten evaluiert und harmonisiert werden, um den Umwegtransit zu bekämpfen, heißt es abschließend. 

DK

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