Aus den Kommunenzurück

(GZ-11-2018)
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► 25. Deutscher Mühlentag:

 

Energie ohne Nebenwirkung

Am Pfingstmontag veranstaltete die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) e.V. zusammen mit ihren Landes- und Regionalverbänden den 25. Deutschen Mühlentag. Rund 900 Wind-, Wasser-, Dampf- und Motormühlen öffneten bundesweit ihre Türen. Sie ließen die Flügel und Wasserräder drehen, setzten die Mahlgänge in Betrieb und luden die Gäste zu Führungen und kleinen Festen mit kulturellen Angeboten ein.

Neben der Windkraft ist die Wasserkraft das bedeutende Element zum Antrieb der Mühlen. Doch die Wasserkraft ist in Gefahr. Überzogene ökologische Auflagen, ausgelöst durch die Wasserrahmenrichtlinie, erschweren an den Wasserkraftanlagen den Weiterbetrieb der einst bedeutendsten Energieerzeugung. Viele kleine Mühlenstandorte und technische Kulturdenkmäler werden den Betrieb der Wasserräder und Turbinen aufgeben müssen, da durch erhöhte Wasserabgabemengen und Herstellung der geforderten Anlagen zur Durchgängigkeit der Gewässer und zum Fischschutz ein dauerhafter oder auch wirtschaftlicher Betrieb meist nicht mehr gewährleistet ist. Ohne Wasser ist die Nutzung der Wassermühlen-Standorte akut bedroht und kann damit verloren gehen.

Für bessere Förderung der Wasserkraftnutzung

Zur Jubiläumsveranstaltung präsentierten sich im Freistaat mehr als 40 historische Mühlen. Der Landesverband Bayern der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung hatte den diesjährigen Mühlentag mit Blick auf die Klimadebatte unter das Motto „Energie ohne Nebenwirkung“ gestellt und leistete damit einen Beitrag für eine bessere Förderung der Wasserkraftnutzung. Dabei wurden insbesondere Kleinst- und Kleinwasserkraftanlagen in den Mittelpunkt gerückt. Schließlich ist die Stromerzeugung für viele traditionelle Mühlenstandorte eine letzte und somit wichtige Einkommensquelle und damit ein wesentlicher Aspekt zur Erhaltung von Gebäuden und den dazugehörigen mühlentypischen, oftmals denkmalgeschützten Mühlenanlagen mit Wasserrädern, Wehren und Stauanlagen.

Während sich beim Mühlentag in anderen Bundesländern meist Museumsmühlen oder von Vereinen getragene im Gemeinschaftsbesitz befindliche Mühlen präsentierten, nahm im Freistaat eine Vielzahl produzierender Mühlen teil - mit Erfolg. Die Bandbreite reichte dabei von der einfachen Rückschüttmühle bis zu Mühlen, die nach dem aktuellen Stand der Technik ausgestattet sind.

Freilandmuseum Fladungen

Im unterfränkischen Freilandmuseum Fladungen wurden historische Arbeitsabläufe und Techniken rund um das Thema „Mühle“ gezeigt. Traditionelles Handwerk präsentierte auch die Oedmühle (Kreis Amberg-Sulzbach), eine komplett erhaltene viergeschossige Kunstmühle der Nürnberger Mühlenbauanstalt Johann Wolfgang Arold mit vier Walzenstühlen und stehendem Plansichter von 1929. Noch in Betrieb ist dagegen die Gailertsreuther Mühle in Floß (Kreis Neustadt/Waldnaab). Seit den 1990er Jahren wird dort nach den Demeter-Richtlinien gearbeitet. 2007 wurde die Mühle umgebaut, seit 2008 ist sie als reine Bio-Mühle anerkannt. 

Die Rauberweihermühle im Freilandmuseum Neusath-Perschen (Kreis Schwandorf) wurde als Jagdhaus mit Mahlmühle 1711/1712 erbaut. 1977 hat sie der Bezirk erworben und im Freilandmuseum aufgebaut. Das Gebäude wird für Ausstellungen genutzt. Am Pfingstmontag war die Besichtigung bei laufender Mühle möglich. Ebenfalls geöffnet war die Getreidemühle beim Kulturschloss Theuern. Besucher konnten sie bei den Führungen in Aktion sehen, sich erklären lassen, wie das Müllern früher funktioniert hat und wie wichtig dieser Beruf einmal gewesen ist. Mühlen sind in der heutigen Zeit romantisch altertümliche Bauwerke - aber kaum jemand nimmt sie noch als eine der wichtigsten Entwicklungen in unserer Kulturgeschichte wahr.

Die Obermühle in Mühlbach bei Dietfurt (Kreis Neumarkt) gilt als eines der wenigen noch erhaltenen Ensembles in der Jurahaus-Bauweise. Die Hauptgebäude wurden 1810 bis 1812 auf älteren Vorgängerbauten errichtet. Das Ensemble besteht aus vier Gebäuden: dem Wohnund Mühlentrakt, dem Steinstadel, dem ehemaligen Sägemühlstadel und dem Badhaus. Weitere Bauwerke sind der Quellteich mit seinen vier Wehren und dem eisernen Wasserrad. Im Steinstadel und in einem Teil des Sägemühlstadels wurde die Ausstellung „Stein.Wasser. Höhle“ gezeigt. Außerdem präsentierten die Höhenforscher der Karstgruppe Mühlbach in den Gewölberäumen im Erdgeschoss des Steinstadels ihre Forschungsergebnisse aus der Mühlbachquellhöhle.

Industriemuseum Lauf

Eng verbunden mit der Wasserkraft ist die mittelfränkische Stadt Lauf. Einst existierten um die 50 Wasserräder an der kurzen Flussstrecke durch die Altstadt. Zum Deutschen Mühlentag setzte sich das altehrwürdige Mühlrad im Industriemuseum Lauf in Bewegung. Auch das Freilichtmuseum Scherzenmühle in Weidenberg (Kreis Bayreuth) beteiligte sich am Mühlentag. Die Altdeutsche Mühle präsentierte sich mit zwei oberschlächtigen Wasserrädern und zwei funktionsfähigen Mahlgängen mit Beutelkasten.

Im oberbayerischen Neubeuern konnte die Wachinger Mühle, eine historische, originale Wassermühle in Betrieb, begutachtet werden. Ebenfalls zum Besuch lud die Mühle Lonnerstadt in Mittelfranken ein, die das erste Mal 1440 urkundlich erwähnt wurde. Das jetzige Gebäude stammt aus dem Jahre 1861. Die Mühle wurde vom letzten Lonnerstadter Müller im Jahr 1980 stillgelegt. Der Maschinenpark aus den 1920er Jahren ist noch komplett vorhanden. Die Eheleute Bruckmann haben 2009 das Anwesen gekauft und zuerst ein Wasserrad zur Stromgewinnung angebaut sowie die Mühle zum Besichtigen wieder hergerichtet. 

DK

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