Aus den Kommunenzurück

(GZ-10-2018) 
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► Straubing:

 

„Die Gesundheit der Angestellten ist wichtiger als eine Stuckdecke“

Sachverständiger Dr. Wolfgang Niedermayer misst die Schadstoffbelastung nach dem Brand im Straubinger Rathaus.

Straubing: Ein Raub der Flammen - Das Vorzimmer des Oberbürgermeisters.Ein Raub der Flammen: Das Vorzimmer des Oberbürgermeisters. RED

Am 25. November 2016 brannte das Rathaus in Straubing. Die Stadt ist, wie viele andere bayerische Kommunen auch, bei der Versicherungskammer Bayern versichert. Daher kümmern sich deren Experten um die Regulierung. Im folgenden Interview gibt der Sachverständige Dr. Wolfgang Niedermayer einen kurzen Einblick in die Welt der Großschäden.

GZ: Jedes Mal, wenn Sie nach einem Brand einen Raum betreten, könnte dieser kontaminiert sein. Haben Sie einen gefährlichen Job?
Dr. Niedermayer: Grundsätzlich schon. Ich muss immer wieder aufs Neue entscheiden, ob ich Schutzmaßnahmen wie eine Atemmaske oder Handschuhe benötige. Wichtig ist, keinen Ruß aufzuwirbeln.

GZ: Ist Ruß gefährlich?

Dr. Niedermayer: Während es brennt, bilden sich giftige Gase, die sich schnell verflüchtigen. Was auf der kalten Brandstelle zurück bleibt, sind hauptsächlich toxische Schadstoffe und die sind an Ruß gebunden. Solange man den Ruß nicht aufwirbelt, besteht wenig Gefahr. Aber wenn man ihn einatmet oder anfasst, kann das ernste gesundheitliche Folgen haben.

GZ: Heißt das, Sie kehren nach dem Brand im Straubinger Rathaus den Ruß weg und dann ist alles gut?

Dr. Niedermayer: Nein, da gehört schon mehr dazu. Viel Ruß gibt es im Rathaus nicht. Im vorderen, ausgebrannten Teil war das Feuer sehr heiß und hat den Ruß verbrannt. Allerdings haben wir in vielen Räumen einen unangenehmen Brandgeruch.

Außerdem ist das Rathaus ein denkmalgeschütztes Gebäude. Das heißt, wir müssen so viel historische Substanz wie möglich erhalten. Nun ist beim Löschen des Brandes sehr viel Wasser in das Gebäude eingedrungen. Anfangs durften wir aufgrund des Denkmalschutzes das durchfeuchtete Material nicht entfernen. Wir haben Trockner aufgestellt, aber das reichte nicht aus, um Schimmelpilzwachstum zu verhindern.

GZ: Sie müssen also den Ruß entfernen, den Brandgeruch loswerden und auch den Schimmel. Wie lange wird das dauern?

Dr. Niedermayer: Am längsten werden wir für den ausgebrannten Teil des Rathauses brauchen. Da rechne ich mit mehr als einem Jahr, bis alle Schadstoffe entfernt sind und der Wiederaufbau erfolgt ist. Räume mit Schimmelpilzbefall sind schneller sanierbar.Am Anfang sind wir nur schleppend vorangekommen. Der Brandschutt musste vor der Entsorgung aus Gründen des Denkmalschutzes Schaufel für Schaufel durchsucht werden, um wertvolles Material zu bergen. Ähnliches gilt für verschmutzte Stuckdecken. Die dürfen nicht einfach so entfernt werden. Man muss sie erkunden, dokumentieren, dann säubern, sanieren und konservieren. Bei Stuck geht das nur mit aufwändigen Verfahren und das dauert.

GZ: Trotzdem wollen die Mitarbeiter des Rathauses irgendwann auch wieder zurück an ihre Arbeitsplätze. Worauf liegt Ihr Hauptaugenmerk?

Dr. Niedermayer: Ganz klar auf dem Gesundheitsschutz. Das Endergebnis der Sanierung muss ein schadstofffreies Gebäude und somit ein unbelasteter Arbeitsplatz sein – da ist übrigens auch der Denkmalschutz mit mir einer Meinung. Die Gesundheit der Angestellten und Besucher ist wichtiger als eine Stuckdecke. Trotzdem versuchen wir, so viel Material wie möglich zu erhalten und das macht die Sanierung zu einer langwierigen und auch teuren Angelegenheit.

GZ: Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Niedermayer!

RED

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