Aus den Kommunenzurück

(GZ-13-2017)
Aus den Kommunen
► 6. Nürnberger Integrationskonferenz:
 
Gemeinsamkeiten in der Vielfalt
 

Über 180 Interessierte haben bei der 6. Nürnberger Integrationskonferenz die 2004 beschlossenen Leitlinien zum Integrationsprogramm der Stadt Nürnberg kritisch überprüft und Ideen zur Weiterentwicklung der kommunalen Gesellschaftspolitik entwickelt. Veranstaltet wurde die unter dem Motto „Vielfalt schätzen. Teilhabe stärken. Zukunft gestalten“ stehende Tagung von der Stadt Nürnberg/Koordinierungsgruppe Integration in Zusammenarbeit mit dem Nürnberger Rat für Integration und Zuwanderung. 

Für die 1. Stellvertretende Vorsitzende des Nürnberger Rats für Integration und Zuwanderung, Lemia Yiyit, ist Integration ein ständiger Prozess der Bewegungen und Herausforderungen. Insbesondere bei der Leitlinie „Interkulturelle Öffnung und Kompetenz“ sieht Yiyit einen großen Verbesserungsbedarf und fordert verstärkte Anstrengungen der Stadt, in ihrer Verwaltung den Anteil der Beschäftigten mit Migrationshintergrund zu erhöhen. Als Beispiel nannte sie ein mögliches Programm des Personalamts, um gezielt Menschen mit Migrationshintergrund als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Auszubildende anzuwerben.

Laut Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly hat sich die Gesellschaft insgesamt im vergangenen Jahrzehnt hin zu mehr Offenheit und Vielfalt entwickelt. In jüngster Zeit sei aber auch Gegenwind zu spüren.

Integration ist Chefsache

Bei seinem Amtsantritt 2002 habe er Integration zur Chefsache erklärt. Damals wie heute verspürt Maly in der Gesellschaft eine Verunsicherung, „wie wir mit uns selbst als Einwanderungsland umgehen“ und er empfiehlt, den Satz „Wir können Integration“ nur sehr vorsichtig verwenden. Generell gelte, dass man den Endzustand einer integrierten Gesellschaft nie beschreiben kann, da sich eine Gesellschaft immer verändern wird. Am Beispiel der Präsidentschaft von Barack Obama erläuterte er, dass Symbolhaftigkeit vermutlich nicht reicht, um Politik tatsächlich grundlegend zu verändern. Jedoch sei es alternativlos, dass sich die Politik dem Thema Integration widmet.

In seinem „anderen Blick aufs Migrantische jenseits von naiver Schwärmerei und prinzipieller Feindschaft“ provozierte Prof. Dr. Armin Nassehi, Institut für Soziologie der Ludwig-MaximiliansUniversität München, mit der Überschrift „Desintegration als Ziel“ und prangerte das oft zu beobachtende Schwarz-Weiß-Denken bei diesem Thema an.

Migration ist europäische Lebensrealität

Nassehi beschrieb Europa als Ergebnis von Integrationsprozessen; Migration ist für ihn eine europäische Lebensrealität. Am Beispiel der Zuwanderung von polnischen Migrantinnen und Migranten ins Ruhrgebiet vor 150 Jahren schilderte er zunächst, wie Zuwanderungsmerkmale mit der Zeit zu verschwinden pflegen, um dann auf die Gegenwart einzugehen.

Einen kurzen Einblick in die kulturelle Vielfalt Nürnbergs hatte zuvor das global art intermezzo „Einsamkeit – Das Leben im Netz“ geliefert. Bei dieser Improvisation griffen drei Genres experimentell ineinander: Fotografie, Pantomime und Musik.

Workshops

Entsprechen die Leitlinien zum Integrationsprogramm noch den aktuellen Herausforderungen? Wie erfolgreich wurden sie umgesetzt? Welche Formulierungen müssen angepasst, welche Themen neu aufgenommen werden? Darum ging es in den Workshops der Integrationskonferenz, denen in sechs Themenbereichen (Querschnittsaufgabe; Angebote; Vielfalt und Teilhabe; Interkulturelle Öffnung; Kooperation; gegen Rassismus und Diskriminierung) jeweils eine oder mehrere Leitlinien zugeordnet waren.

Die Teilnehmer diskutierten und bewerteten, was sich bisher bewährt hat, was noch offen oder ungelöst ist, welche konkreten Schritte empfohlen werden, um die Leitlinien weiter umzusetzen und was inhaltlich ergänzt werden müsste.

DK

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